„Recht auf neue Heimat“

■ Belgrad siedelt 200.000 serbische Flüchtlinge in Kosovo und Vojvodina an

Wien (taz) – Die serbische Regierung plant die Ansiedlung von 100.000 bis 200.000 serbischen Flüchtlingen in den ex-autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina. Die „vertriebenen Landsleute“ aus Kroatien und Bosnien hätten das Recht auf eine „neue Heimat“, so Flüchtlings-Kommissarin Bratislava Morina in einem Gespräch mit der Tageszeitung Borba. Mit kostenlosen Wohnungen, Arbeitsplätzen und landwirtschaftlichen Nutzflächen, die sie 30 Jahre lang nicht verkaufen dürfen, wolle ihre Regierung die Neuankömmlinge unterstützen. Ziel: eine „Verbesserung der ethnischen Struktur“.

Bisher hatte Belgrad seine Absichten zur Rekolonialisierung des mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo und der einst ungarisch dominierten autonomen Provinz Vojvodina verheimlicht. Doch die nationalen Parteien der Minderheiten beschweren sich schon seit Jahren über Einschränkungen ihrer Minderheitenrechte. Im Kosovo leben die knapp zwei Millionen Albaner seit 1981 unter einem von Belgrad verhängten Ausnahmezustand. Über hundert von ihnen starben in den vergangenen zehn Jahren bei Demonstrationen gegen die serbische Staatsmacht. Auch in der Vojvodina greifen serbische Ultras zu immer brutaleren Methoden. So drangen im Sommer 1992 radikale Serben in das ungarisch-kroatische Dorf Hrtovci ein, erschlugen einige Dorfbewohner und vertrieben die anderen. Heute heißt die Ortschaft Srboslavci, zu deutsch: „Serbenruhm“, in der Gegend haben radikale serbische Tschetnik-Verbände das Sagen – mit Duldung Belgrads. Karl Gersuny