Das Dutzend spielen

■ „Black American English“ – das Wörterbuch, das (meistens) hilft

Wer „playing the dozens“ immer noch wörtlich übersetzt, nicht weiß, was „dissen“ ist und Plattenkritiken neueren Typs aufgrund des hohen Anteils an Afroamerikanismen beharrlich nicht zu verstehen pflegt, kann sich mit „Black American English. A Glossary“ jetzt endlich auf den neuesten Stand bringen – oder hat zumindest keine Ausrede mehr. Das independentmäßig aufgemachte, nach Raubdruck riechende (in Wahrheit aber von der Bertelsmann-Stiftung geförderte) Spezialwörterbuch basiert auf der Auswertung von Slang-Ausdrücken, wie sie nicht nur aus der „schwarzen“ Literatur von Ralph Ellison und William E.B. DuBois bis Toni Morrison extrahiert wurden, sondern auch aus dem neueren afroamerikanischen Kino, aus Selbstauskünften einer Harlemer Highschool-Klasse sowie – für eine enzyklopädische Publikation ungewöhnlich, aber bei dem Gegenstand natürlich zwingend und richtig – aus HipHop-Songs von der Frühphase der Last Poets bis hin zu Ice-Ts „Home Invasion“ und „Whoomp! There It Is“ von Tag Team (beide 1993).

„Cool“ ist nach mehr als 40 Jahren weißen Negertums natürlich kein rasend unbekanntes Wort mehr, aber daß es in letzter Zeit von „stupid“ (als Ausdruck der Anerkennung) eingeholt oder gar abgelöst wurde, kann in der Begegnung vor Ort hilfreich sein. Ebenso die Information, daß „piano“ vor allem für Spare Ribs steht. Und wer weiß schon, daß „B.M.W.“ nicht nur die bekannte, auch bei Afroamerikern als Warenfetisch beliebte bayrische Automarke meint, sondern auch eine Abkürzung für „Black Man Working“ ist: „a signifying commentary on economic discrimination against black males and the resulting high unemployment“; wer kennt „dead Presidents“ als Umschreibung von Geld, Knete, Pinke, Kohle? „Body shop“ als Synonym für „Krankenhaus“? Auch daß „cock“ nicht nur „Schwanz, Penis“ bedeutet, sondern, in einem Akt radikaler Umdeutung, auch „Vagina“, dürfte hierzulande nicht unbedingt geläufig sein. Bedauerlich bloß, daß all diese vergleichsweise frischen Angaben letztlich dann doch ohne Gewähr sind. Es liegt am Geheimsprachencharakter des schwarzen Englisch. Wie die Herausgeber selber wissen: „Ein Ausdruck, der durch Outsider übernommen wird und in die allgemeine Umgangssprache übergeht, hat oft zumindest für eine Weile ausgedient und wird durch einen neuen Begriff ersetzt.“ tg

Herbert Graf, Eike Schönfeld, Christiane Buchner (Hg.): „Black American English. A Glossary“. Straelener Manuskripte Verlag, 176 Seiten, 19 DM.