Deutsche bei der Einreise in die Türkei verhaftet

■ Begründung: Tätigkeit für die PKK

Bonn (taz) – Die türkische Polizei hat am vergangenen Wochenende zwei Deutsche verhaftet. Sie beschuldigt die beiden BonnerInnen der „aktiven Propagandatätigkeit“ für die kurdische Befreiungsorganisation PKK. Die 28jährige Karen Braun und der 32jährige Andreas Landwehr wollten am Grenzübergang Kapikule der Provinz Edimez von Bulgarien aus in die Türkei einreisen, dabei fanden die türkischen Grenzkontrolleure eigenen Angaben zufolge in ihrem Auto Videobänder und Tonbandkassetten über das Leben in PKK- Lagern und mit Ansprachen des PKK-Chefs Abdullah Öcalan. Die Verhafteten, so die türkische Polizei weiter, hätten daraufhin ihre Mitgliedschaft in der Volksbefreiungsfront Kurdistans (ERNK) gestanden. Die ERNK gilt als europäischer Arm der PKK, die seit mehr als zehn Jahren für einen kurdischen Staat kämpft.

Der Allgemeine Studierendenausschuß (Asta) der Bonner Universität, in dessen „Anti-Repressionsreferat“ Karen Braun seit Jahren tätig ist, verlangte inzwischen die sofortige Freilassung seiner Mitarbeiterin und ihres Begleiters. Es sei bekannt, „daß Militärs und Spezialeinheiten der Polizei in der Türkei häufig Willkür walten lassen, wenn es darum geht, gegen tatsächliche oder vermeintliche Unterstützerinnen und Unterstützer der PKK vorzugehen“. Amnesty international dokumentiert seit Jahren, daß in türkischen Gefängnissen gefoltert wird. Der Asta forderte das Auswärtige Amt auf, sich für die beiden einzusetzen.

Eine Sprecherin des Ministeriums sagte gestern, solange die türkischen Behörden keine Anklage erhöben, könne es allenfalls darum gehen, über einen Vertrauensanwalt „möglichst engen Kontakt“ zu den Ermittlern und den beiden Gefangenen zu halten. Die befinden sich derzeit zu weiteren Vernehmungen im Polizeipräsidium Istanbul. Nach den türkischen Antiterrorgesetzen dürfen die Behörden Verdächtige für die Dauer von 15 Tagen in Polizeihaft nehmen, ohne sie einem Richter vorzuführen. Im Falle einer Verurteilung müssen die beiden Deutschen mit langjährigen Haftstrafen rechnen. Bernd Neubacher