Keine Wohnungsnot für die Bonner

■ Aber von 12.000 Wohnungen für die Bundesbedienstete in der Hauptstadt müssen 8.000 erst noch gebaut werden

Wenn ab 1998 der Bonner Troß gen Hauptstadt zieht, droht zumindest den Bundesbediensteten keine Wohnungsnot. Etwa genauso viele Wohnungen wie Umzügler – jeweils 12.000 – werden in Berlin für die Bonner Beamten bereitstehen. Davon entfallen 4.000 auf Wohnungen der abgerückten alliierten Soldaten, 8.000 Wohnungen müssen aus Bundesmitteln neu gebaut werden. Der Berliner Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hat dafür eigens über hundert Standorte festgelegt. Die meisten Flächenpotentiale liegen über die Stadt verteilt, bauliche Großvorhaben, wie am Moabiter Werder mit rund 600 Wohnungen, sind die Ausnahme.

Mit dem Bauen freilich lassen sich die Bonner, trotz ständig steigender Kosten, reichlich Zeit. Erst Ende 1996, so verkündet man im Bundesbauministerium, wolle man mit dem Bau der ersten Bundeswohnungen beginnen. Die Bauzeit soll ein bis anderthalb Jahre betragen. Mit dem Warten bis kurz vor Umzugsbeginn will die Bundesregierung offenbar von vorneherein dem Vorwurf entgehen, man baue Wohnungen, um sie zunächst leerstehen zu lassen. Eine befristete Nutzung nämlich ist aus Bonner Sicht problematisch. Der Grund: Das Mietrecht sieht befristete Mietverträge nicht vor.

Das ist genau das Problem, das auf die 4.000 befristet vermieteten Alliierten-Wohnungen Berlin in den Jahren vor dem Regierungsumzug zukommen könnte. „Wir waren über die Vermietung der Alliierten-Wohnungen nicht sonderlich glücklich“, räumt der Sprecher der Berliner Oberfinanzdirektion (OFD), Helmut John, ein, da jedoch die Kosten des Umzugs 20 Milliarden Mark nicht übersteigen durften, habe man vermieten müssen. Allerdings hat sich die OFD abgesichert. Wenn die Wohnungsbaugesellschaften, die die Vermietung für den Bund übernehmen, nicht nachweisen können, daß sie alles unternommen haben, die Wohnungen bis 1998 mietfrei zu bekommen, ist eine Vertragsstrafe fällig. Uwe Rada