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■ KommentarSelbstverleugnung

Übung haben sie ja schon. Im Zähnezusammenbeißen sind die Abgeordneten der Statt Partei erste Wahl. Soll uns also nicht wundern, daß ihre Devise auch nach dem neuesten Eklat lautet: Durchhalten! Und immer schön lächeln. Durchhalten! Auch wenn's schmerzt. Der schöne Schein muß gewahrt bleiben – bis es das nächste Mal kracht.

Ein Jahr haben die Parlamentarier der sogenannten Wählervereinigung – ein bodenloser Euphemismus inzwischen – diesen Spagat ertragen: Verrenkt zwischen eigenem demokratischen Anspruch und Wegners diktatorischen Anwandlungen. Bis zur „Selbstverleumdung“, bis zur „Gesundheitschädigung“, wie sie jetzt befinden. Wegner weg – das passende Rezept?

Eher ein Rumdoktern an Symptomen. Denn der eigentlich Spagat der Statt Partei zwischen anmaßendem verbalem Anspruch und fehlender inhaltlicher Substanz bleibt. Alles besser machen zu wollen als die anderen, um dann festzustellen, daß man dazu auch nicht ansatzweise in der Lage ist – das wird weiterhin weh tun.

Es spricht wenig dafür, daß sich die Statt Partei selbst aus dieser mißlichen Lage befreien kann. Nicht nur, weil abzusehen ist, daß ihr einstiges Aushängeschild Markus Wegner sich wohl kaum lange mit der Rolle des einfachen Abgeordneten und Parteimitglieds abfinden wird. Das wäre zu ertragen.

Die Selbstverleugnung allerdings, mit der viele Abgeordnete, Vorständler und Mitglieder nach einem desaströsen Jahr behaupten, die Statt Partei habe für Hamburg Positives geleistet und im übrigen werde jetzt alles besser, dürfte zunehmend unerträglich werden. Wenn nicht für die Abgeordneten, dann für die Wähler. Uli Exner

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