Wider die Wichtigkeit

■ Totensonntag: Wo sind die Hamburger Bürger, die um Markus Wegner trauern?

Totensonntag in Altona: Für den Statt Partei-Fraktionsvorsitzenden a.D. Markus Wegner läutet das politische Grabglöckchen – die taz suchte im Herzen Ottensens nach mitfühlenden Hamburgern. Und fand sie nicht. Eine Umfrage wider die Wichtigkeit.

„Wegner? Kenn' ich nicht.“ Das Ehepaar jenseits der 50 schleicht unterm Regenschirm Richtung heimatlichen Ofen. Immerhin die Einzigen der Befragten, die mit dem Namen nichts anfangen können. „Ach so, der von der Statt Partei, das ist doch nur –ne Splittergruppe, die nicht weiß, wo's lang geht“, winken sie ab. „Is– doch egal, wer da an der Spitze steht.“

Egal, unwichtig, Achselzucken – vom Hocker gerissen hat die Abwahl niemanden so recht. Die alten Damen sind sowieso mehr an der Auslage von Grabkränzen interessiert, graue Popelinschultern nähern sich Ohrläppchen: „Ja, was soll man dazu sagen?“

Tja, was soll man? „Die ganze Partei ist doch eine einzige Wählerverarschung.“ Der junge Mann hat gerade die Bäckerei für den Sonntags-Kaffeetisch geplündert; der einzige, der sich noch echauffieren kann: „Ob der Mann wichtig war, weiß ich nicht, aber nachdem die die Bundestagswahl verpatzt haben, fällt das Ganze doch zusammen wie ein Kartenhaus.“

„Gut, daß der weg ist“, meint hingegen die Altonaer Friseurmeisterin. „Er soll ja ein autoritärer Typ gewesen sein“, weiß auch ein Graumelierter. Der sich als SPDler outet, allerdings findet, „daß die Sozis mal weg von der Regierung gehören“. Und der die Statt Partei für untauglich hält, den „Genossen richtig auf die Finger zu klopfen“.

Und dann noch diejenigen, die es Bürgermeister Voscherau nicht verziehen haben, daß er Grau Grün vorgezogen hat. „Geschieht ihm recht“. – „Sieht nicht gerade nach Stabilität aus, das Ganze. Hätte Voscherau es doch mit den Grünen gemacht.“

Das Wahlvolk, es dankt einem auch wirklich gar nix. sako