■ In Angola wird ein Friedensabkommen unterzeichnet
: Verantwortungslose Führungscliquen

Papier ist geduldig – das, so steht zu befürchten, wird sich auch mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Lusaka wieder einmal erweisen. Denn wie soll ein Abkommen funktionieren, laut dem Unita-Chef Jonas Savimbi zum Vizepräsident Angolas gekürt werden soll – wenn der gleiche Savimbi es aus Sicherheitsgründen nicht einmal wagt, zur Unterzeichnung des Friedensabkommens sein Versteck in einem Nachbarland zu verlassen.

Vor zwei Jahren wollten die Militärs der Unita nach den Wahlen keinen Frieden, heute sind es die Militärs auf der Regierungsseite, die unangefochten von allen diplomatischen Friedensbemühungen offenbar weiteres Blutvergießen in Kauf nehmen wollen. Denn ob sie wie vorgesehen nun in zwei Tagen die Waffen schweigen lassen, darf, gelinde gesagt, bezweifelt werden. Die Chancen für eine Fortsetzung des Krieges scheinen denn auch größer als die Aussichten auf Frieden. Hunderttausende von Angolanern mußten seit 1975 ihr Leben für einen Privatkrieg von zwei Führungscliquen lassen, die im Grunde nur noch zwei Rechtfertigungen für ihr Unwesen vorbringen können: gegenseitiges Mißtrauen und die Furcht um die eigenen Pfründe.

Westliche Erdölfirmen von Texaco über Fina bis zu Elf finanzieren mit ihren Zahlungen die Aufrüstung von Angolas Militärs. Die sehen denn auch keinen Grund, angesichts ihres frisch erworbenen Arsenals von Bomben und Geschützen auch nur ausnahmsweise einmal an die zehn bis zwölf Millionen Bewohner Angolas zu denken. Schließlich sitzen sie sicher in der Etappe, bezahlen neu importierte Autos zu Nennpreisen und bewahren ihre Verwandten vor dem vaterländischen Militärdienst. Der Diamantenkonzern De Beers, der mit den Unita-Rebellen sogar einen förmlichen Vertrag unterzeichnet hat, hätte es auf der Gegenseite in der Hand, den Geldhahn abzudrehen und die Rebellen auszutrocknen. Angolas Regierung ist mit elf Milliarden US-Dollar verschuldet und fleht geradezu um eine Umschuldung, um die Kriegsanstrengungen finanzieren zu können.

Ideale Voraussetzungen also, um mit ausländischem Druck eine Waffenruhe durchzusetzen. Aber Friedenswille kann den Führungsgruppen auf beiden Seiten wohl nur auf eine Art und Weise eingetrichtert werden: Sie gehören einmal für Wochen nach Kuito versetzt, das Dresden Afrikas, ohne Versorgung mit Nahrungsmitteln eingeschlossen, umgeben von Minenfeldern. Damit sie endlich einmal hautnah selbst erleben, was sie Millionen von Angolanern zumuten, während Regierung und Rebellenführung sich mit diplomatischen Spielereien belustigen. Willi Germund