Zu günstig gerechnet

■ Erste Bilanz des GAU-Versuchs

Aix-en-Provence (dpa) – Radioaktives Jod entweicht nach der AKW-Katastrophe offenbar in geringerem Maß in Gasform, als bisher angenommen. Im Versuchsreaktor des Forschungszentrums in Cadarache jedenfalls haftete es stärker als erwartet auf den Behälterwänden: Das ist eines der ersten Ergebnisse des kontrollierten Kernschmelzunfalls vom 2. Dezember vergangenen Jahres. Im Versuchsreaktor „Phebus PF“ war ein Brennstabbündel auf bis zu 2.840 Grad Celsius erhitzt worden. Die Hälfte der Brennstäbe habe „ihre Lage im Laufe des Experiments verändert“, sagt Alain Tattegrin vom veranstaltenden französischen Institut für Nuklearsicherheit. „In diesen 50 Prozent hat eine Kernschmelze stattgefunden, allerdings kennen wir noch nicht ihr Ausmaß.“ Nach Tattegrins Angaben war der Kernbrennstoff stärker niedergeschmolzen als die Rechenmodelle hatten erwarten lassen. Für aussagefähige Schlußfolgerung seien weitere Forschungen notwendig.

Voraussichtlich im Mai 1995 soll der nächste Versuch gestartet werden, der sich an den Bedingungen des Experimentes vom 2. Dezember orientieren soll. Grundlage hierfür sind Versuche und Berechnungen der Forschungszentren aus den beteiligten Ländern. Neben den USA, Kanada, Japan und Korea ist auch Deutschland über die Europäische Union an dem Projekt beteiligt.