Werner Jochmann ist tot

■ Verständigung mit den Opfern des Nationalsozialismus war sein Lebensziel

Professor Dr. Werner Jochmann, der Gründer und langjährige Leiter der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg, ist am 16. November im Alter von 73 Jahren gestorben. In über 25jähriger Tätigkeit baute der engagierte Historiker die kleine Arbeitsstelle zu einem weit über die deutschen Grenzen hinaus anerkannten Institut aus. Im folgenden veröffentlichen wir Auszüge aus dem Nachruf, den die Forschungsstelle gestern veröffentlichte.

„Nur Erinnerung befreit und ist die Grundlage der Versöhnung: Unter dieser Maxime standen sowohl das wissenschaftliche Lebenswerk als auch das gesellschaftliche Engagement Werner Jochmanns. Durch schonungslose, aber sachlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, seinen sozialgeschichtlichen Voraussetzungen und Nachwirkungen wollte er zur geistigen und politischen Erneuerung Deutschlands beitragen und dadurch zugleich eine Grundlage für eine Verständigung mit den Opfern der braunen Gewaltherrschaft, vor allem Polen und Juden, schaffen. (...)

Schon 1957, als die Mehrheit der Deutschen sich noch von bitterem Haß gegen Polen bestimmen ließ, reiste er zum ersten Mal in dieses Land, und viele weitere Besuche (...) folgten.

Werner Jochmann war von der gesellschaftlichen Bedeutung und Aufgabe der Wissenschaft überzeugt. Deshalb verwandte er viel Kraft und Zeit darauf, seine Erkenntnisse in unzähligen Vorträgen über die Fachkreise hinaus einem breiten Publikum vorzustellen. Ebenso wichtig war es ihm, als Gutachter in großen NS-Prozessen, aber auch in kleinen Rentenverfahren vor dem Sozialgericht zur Sühne des nationalsozialistischen Unrechts beizutragen. Die Möglichkeit, Opfern der Verfolgung zu helfen, zählte in solchen Fällen für ihn mehr als wissenschaftliche Ambitionen. (...)“ ch