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Protest-Zug abgefahren

■ Der Castor rollt, in Bremen Grabesstille

Noch ist der Tag X nicht angebrochen – aber für die BremerInnen ist der Zug schon abgefahren. Was den Atomtransport „Castor“ angeht, liegt der hanseatische Wiederstandsgrad bei wenig über Null: Der AStA der Universität hat zu keiner Aktion aufgerufen, ebensowenig die Grünen/Bündnis 90. Lediglich der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat ein Info-Telefon eingerichtet (72968) – das Angebot für unorganisierte AtomkraftgegnerInnen, an laufenden Aktionen teilzunehmen, bleibt damit überschaubar.

„Private Anreise“ heißt das Schlagwort, das angesichts des bestehenden Demonstrationsverbots ab heute nacht 0 Uhr kursiert. Das Ziel der Reise ist das Zwischenlager in Gorleben, die Dauer des Aufenthalts noch unbestimmt: Zu unterschiedlich sind die Gerüchte über den Transport, zwischen jetzt und Donnerstag wird alles gehandelt. Umso wichtiger sei warme, wasserfeste Ausrüstung, so der Rat des BUND.

Aus der Umweltwerkstatt Verden, die das Umland berät, gibt es neben der praktischen Aktions-Information auch Tips für Daheimgebliebene. „Alle ganz legal“, betont Jutta Sundermann vom dortigen Info-Telefon (04231-81046). Zum Konzept der gewaltfreien Graswurzler gehöre beispielsweise „der Brückensteher“. Der ist neuerdings auf Eisenbahnbrücken zu finden und schaut einfach auf die Gleise herunter. Denn das Brückenstehen funktioniert wie ein Klingelknopf bei der Bahnpolizei: Zugführer aus vorüberdonnernden Zügen müssen BrückensteherInnen nämlich dort melden – um Selbstmord auszuschließen. Deshalb muß die Bahnpolizei vor Ort fahren. Und so erscheint sie neuerdings an unzähligen Brücken im ganzen Land – „und wir zeigen, daß es nicht nur in Gorleben Widerstand gibt.“

ede

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