Neue Heymlichkeiten

■ Falsche Stasi-Vorwürfe: Heckelmann sorgt für neue Verwirrung in der Affäre

Anderthalb Wochen nach falschen Stasi-Vorwürfen aus der Innenverwaltung gegen den Schriftsteller Stefan Heym will sich Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) weiterhin nicht bei dem 81jährigen entschuldigen. Statt dessen behauptete der Senator gestern im Innenausschuß des Abgeordnetenhauses, er selbst, Polizeipräsident Hagen Saberschinsky und der Leiter der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV), Manfred Kittlaus, hätten „absolut pflichtgemäß gehandelt“. In Zeitungsberichten sei „alles erlogen“, antwortete er Wolfgang Wieland (Bündnis 90/Die Grünen), der aus einem Bericht im Tagesspiegel Gegenteiliges zitierte.

Zwei Tage bevor Heym am 10. November in Berlin die konstituierende Sitzung des Bundestags als Alterspräsident eröffnete, lancierte Heckelmann einen „Vermerk“ von Kittlaus an das Bundesinnenministerium, der öffentlich bekannt wurde; demzufolge bot Heym 1958 an, „über seine Kontakte mit dem Gewerkschafter Heinz Brandt dem MfS [Ministerium für Staatssicherheit, d. Red.] berichten zu wollen“. Der ehemalige SEDler Brandt war später von der Stasi aus West-Berlin entführt und zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Er hatte die Niederschlagung des Aufstands vom 17. Juni 1953 kritisiert.

Den Vermerk, behauptete Heckelmann gestern, habe er an den Bundesinnenminister weitergegeben, um auf „Kooperationsprobleme“ zwischen ZERV und der für Stasi-Unterlagen zuständigen Gauck-Behörde aufmerksam zu machen. Warum aber gegen Heym Stasi-Vorwürfe erhoben wurden, obwohl dies aus den Unterlagen – auch aus Gauck-Akten – nicht hervorging, konnte Heckelmanns Referent Kuno Böse selbst auf Anfrage nicht erklären. Nicht einmal die Presseerklärung der Staatsanwaltschaft vom 10. November will der Innensenator bis gestern gekannt haben. Dort heißt es: „...ergeben sich keine Hinweise auf eine Tätigkeit von Stefan Heym für die ,Stasi‘.“ Welche „Kooperationsprobleme“ Heckelmann gemeint haben will, blieb schließlich auch noch im dunkeln. Beamte der ZERV selbst hatten den „Operativvorgang Rüssel“ in der Gauck-Behörde eingesehen. Dirk Wildt