Bank will keine Rekordprofite

■ Schweizerische Bankgesellschaft bekämpft Großaktionär

Berlin/Zürich (taz/AP) – Volkswirtschaftliche Verantwortung und Rücksicht auf Schwächere – mit diesen Tugenden geht neuerdings der Vorstand der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) hausieren. Die Chefs der größten Schweizer Bank suchen auf diese Weise die Unterstützung ihrer Aktionäre, die heute zu einer außerordentlichen Generalversammlung im Zürcher Hallenstadion aufmarschieren.

Der Feind heißt Martin Ebner und ist der größte Einzelaktionär der SBG. Ihm werfen SBG-Präsident Nikolaus Senn und Chefmanager Robert Studer Wirtschaftsdarwinismus und pure Profitgier vor. Tatsächlich will Ebner nur eins: maximale Renditen. Statt 2,3 Milliarden Franken hätte die SBG 1993 glatt das Doppelte verdienen können, wenn sie sich auf die rentabelsten Geschäfte beschränkt hätte, so Ebners Vorwurf. Das aber könnte die Schließung der Filialen für die einfachen Kunden bedeuten, wogegen sich die Geschäftsführung sträubt.

Ebner hat jedoch über seine Firma BK Vision in großem Stil sogenannte vinkulierte Namensaktien der SBG aufgekauft. Diese sind gegenüber den einfachen Inhaberaktien mit fünffachem Stimmrecht ausgestattet. Geschaffen hat die SBG sie 1975, um zu verhindern, daß arabische Ölscheichs die wahrhaft schweizerische Finanzinstitution übernehmen. Denn für solche Namensaktien bekommt der Besitzer nur dann sein Stimmrecht eingeräumt, wenn er mit Zustimmung der AG auch im Aktienregister eingetragen ist.

Die Aktionäre sollen heute die Abschaffung der privilegierten Namensaktien beschließen. Bei der SBG gab man sich optimistisch, daß man die nötige Zweidrittelmehrheit erreichen werde. Doch dürfte der Konflikt damit nicht vorbei sein. Ebner hat bereits rechtliche Schritte angekündigt, denn schließlich würde mit dem Verlust des Stimmprivilegs der Namensaktien auch deren Wert sinken. lieb