Betrug in großem Stil

■ Prozeß gegen Kreditkartenfälscher

Thomas Alexander F. ist Schotte. Seine Sätze beendet der 47jährige, der Michail Gorbatschow ähnelt, höflich mit „Sir“ und einer Verbeugung. Kein Wunder, daß die Bankangestellten ihm bedenkenlos fünfstellige Geldbeträge auf seine gefälschten Kreditkarten ausgezahlt haben. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, gemeinsam mit seinem Partner, einem 46jährigen Israeli, unter Verwendung gefälschter Kreditkarten alleine in der Bundesrepublik Geldinstitute um rund eine Million Mark betrogen zu haben. Gestern begann vor dem Landgericht der Prozeß mit der Verlesung der umfangreichen Anklage. Zwischen Januar und März 1992 sollen die beiden Angeklagten in Stuttgart, Frankfurt am Main, Berlin, München und Wiesbaden verschiedene Banken durch Vorlage gefälschter Mastercard- und Visa- Kreditkarten zur Auszahlung von Bargeldbeträgen veranlaßt haben. Dabei werden Alexander F. 150 und Ilan E. 67 Fälle zur Last gelegt.

Für die Staatsanwaltschaft steht fest, daß die beiden international operierenden Täter darüber hinaus in Japan, den USA, Hongkong, der Schweiz und in Israel rund 3,7 Millionen US-Dollar erschwindelt haben. Zu den nachgemachten Kreditkarten soll das Duo jeweils passende Ausweispapiere aus Neuseeland, Honduras und Großbritannien benutzt haben, die wie die Kreditkarten aus südostasiatischen Fälscherwerkstätten stammen sollen.

Daß die beiden Männer geschnappt wurden, war weniger der Aufmerksamkeit deutscher Bankangestellter als einem Zufall zu verdanken: Alexander F. hatte in einer Bankfiliale, in der er zuvor Geld abgehoben hatte, einen gefälschten Paß vergessen. Das brachte die Kripo auf die Spur der Täter. Auf Grund des Paßfotos konnten beide 1992 während der Olympischen Spiele in Spanien festgenommen werden. Der Prozeß wird am Freitag fortgesetzt. Peter Lerch