Weidedamm III wird „Fideler Friedhof“

■ Fücks und Weidedamm-Ökos einigen sich auf Ausweichquartier in Burglesum / Beirat dagegen

Die gute Nachricht des Tages: Die Schlacht anm Weidedamm III fällt aus. Der „Verein grüner Weidedamm“, die Öko-Initiative auf dem Baugelände am Rande des Bürgerparks, soll ein Ausweichquartier bekommen. Das hat die Bürgerschaft vor genau einem Jahr mit den Stimmen der Ampel beschlossen, Umwelt- und Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks hat die Lösung jetzt in Burglesum gefunden, und die Initiative freut sich. Auch der Senat hat sein Wohlwollen gegenüber den Fücks-Plänen signalisiert. Die schlechte Nachricht des Tages: Kaum hat der Beirat Burglesum Wind von der Sache bekommen, läuft er schon Sturm. Eine ganz große Koalition aus CDU, SPD, FDP und DVU hat sich festgelegt: Hier nicht, der Stadtteil ist belastet genug. Allein die Grünen stimmen den Plänen im Beirat zu. Am Nikolausabend soll es zur entscheidenden Beiratssitzung kommen.

Der „Grüne Weidedamm“ wird sich umbenennen müssen, vielleicht in „Fideler Friedhof“. Denn was der Umweltsenator den Öko-AktivistInnen anbietet, das ist ein Teil eines „Friedhofvorratsgeländes“ an der Lesum, in kaum bewohntem Gebiet, 500 Meter weg von der nächsten Siedlung. Das Gelände enstammt noch den Planungen der 60er Jahre, als die BremerInnen überzeugt waren, daß sie nicht weit von der Millionenstadt entfernt seien: Wo mehr Menschen leben wird mehr gestorben, also werden die Bremer Friedhöfe irgendwann voll sein. Ein riesiges Spargrundstück also, schon parzelliert und friedhofsgemäß bepflanzt, aber eines, das in dieser Größe nun in der Funktion nicht mehr gebraucht wird. Davon sollen nun 20.000 Quadratmeter, rund 50 Parzellen, an den „Grünen Weidedamm“ verpachtet werden, zu einem ordentlichen Preis und mit einer Reihe von Auflagen, wenn es nach Fücks geht.

Der Verein hat schon signalisiert, daß er bei dem Plan mitmachen will. Einerseits schmerzt zwar, daß dann Weidedamm III bebaut wird, andererseits ist die Öko-Gruppe mit den Verhältnissen am besetzten Parzellengebiet hoffnungslos überfordert. Die Gruppe von rund 30-40 AktivistInnen kommt mit den betreuungsbedürftigen Problemgruppen nicht mehr klar, die sich nach und nach auf den leerstehenden Parzellen angesiedelt haben. Klaus Möhle von der Initiative: „Das Soziale ist da am Umkippen, und wir werden damit nicht mehr fertig.“ Um diese Gruppen muß sich nun wieder die Stadt kümmern. Ein Anfang ist schon gemacht: Seit zwei Wochen steht auf dem Weidedamm-Gelände ein Beratungscontainer der Sozialbehörde.

Genau die Problemgruppen sind es, die nun den Beirat Burglesum aufgescheucht haben. Dort grassiert die Vorstellung, daß die Weidedamm-Ökos die Weidedamm-Problemos automatisch mitziehen würden. Gestern konferierte Umweltstaatsrat Manfred Morgenstern mit den Fraktionssprechern des Beirates, mit mäßigem Erfolg: Die Sprecher von CDU, SPD, FDP und DVU haben sich schon auf ein Nein festgelegt, wie sie gestern gegenüber der taz sagten. CDU und SPD fanden unisono, daß der Stadtteil schon genug Randgruppen aufgenommen habe. Nun auch noch die Weidedämmler: „Gelide gesagt, eine Zumutung“, sagte Ulrich Redecker von der CDU, außerdem Sprecher des Beirats.“ Und Elli Aulfes von der SPD hatte sich gestern nachmittag auch schon festgelegt: „Wir haben Tod und Teufel hier.“ Nicht auch noch die. Dagegen hatte Georg von Groeling-Müller nichts gegen die Weidedämmler im Beiratsbereich, nur eben nicht am ausgeguckten Ort. Der sei schließlich als Friedhof ausgewiesen. „Da braucht nur einer klagen. Und außerdem haben wir zwei aktive Bürgerinitiativen, die uns sofort an den Hals gehen, wenn wir dem zustimmen.“ Eine aus der Dunge-Siedlung, die 500 Meter weiter liegt, und eine Umweltini zum Werderland. Nur der Grüne Dirk Schmidtmann ist für die Fücks-Lösung: „Ich stehe dahindter, daß eine Stadt auch Freiräume für solche Leute schaffen muß. Ich verstehe gar nicht, warum die FDP und die SPD dagegen sind. Schließlich hat die Ampel das beschlossen, und die kennen die Leute vom Weidedamm gar nicht.“

Am Nikolausabend trifft sich der Burglesumer Beirat zum Thema. Trotz aller Aufgeregtheiten, Klaus Möhle ist ganz zuversichtlich: „Ich glaube schon, daß wir die Vorbehalte gegen uns abbauen können.“

Jochen Grabler