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"Fast"-Bildung -betr.: Spardebatte in den Schulen

Betr.: Spardebatte in den Schulen

Geht man als Tourist nach Italien, so ist man oft geneigt, im Restaurant das Touristen-Menu zum „prezzo fisso“zu bestellen, weil der Endpreis feststeht. Bei fast allen Angeboten dieser Art in Zentren des Tourismus ist das “Menu“ groß im Fenster angeschlagen, oft mit Zugeständnissen an den ausländischen Geschmack. Der Kellner unterdrückt seinen abschätzigen Blick. Offenbar handelt es sich ja um einen Touristen, einen „ignorante“ - eins der schlimmsten Schimpfwörter. Kein Italiener', der auf sich hält, bestellt ein solches Menu. Denn damit

–würde ihm jede Entscheidung abgenommen

–könnte er sich nicht als Kenner,als „buongustaio“ erweisen,

–würde er gleichgestellt mit der Masse, die abgefertigt wird

–stehen Reihenfolge und Auswahl der Speisen fest,

–wird die Rechnung total kalkulierbar, – werden Köche gespart und nur wenige, oft abgestandene Lebensmittel verwendet.

Wir dagegen, im Bildungswesen in Bremen, werden durch die Sparmaßnahmen ermutigt, solche „menus“ für die Behörden Großküchen hervorzuzaubern. Auf kleinster Flamme werden Menus vorbereitet und schmackhaft gemacht, etwa: – Vorspeise: Profilpaket (eine Süß-saure Scherf-Suppe)

–Hauptspeise: Ergänzungspaket (ein schwerverdaulicher grießgrämiger Brei mit Hoffmann–scher Einheitssoße)

–Nachspeise (verschrumpelter Zank- apfel, Apfel der Erkenntnis oder Bananenschale zum Ausrutschen)

–Getränke: Durststrecken – Besteck: Kneifzange und Dolch

A la carte ist für die Jugend viel zu teuer, obwohl gerade die Qualifikation zu Eigenentscheidungen, Initiative, Kreativität lauthals für die Zukunft gefordert werden. “Menu“ – das mag die Vorstellung von etwas besonders Qualitätsvollem auslösen, beinhaltet aber eine starke Beschränkung der Wahlmöglichkeit und liefert den Kunden dem Koch oder dem Wirt aus. Dessen meist schnell hergestellte, standardisierte, abgestandene Menus füttern die Massen – aber mit „fast food“. “Fast Bildung“ mit vorgefertigten Inhalten ist für unsere Jugend unverdaulich. Ein Sahnestück wäre angemessener, denn unsere Jugend ist unser kostbarstes Erbgut. Monica Schefold

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