Vorlauf
: Pharma-Mafiosi

■ "Um jeden Preis"

„Um jeden Preis“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF

Der eine hat's schon ordentlich zu was gebracht, und auch der andere steht vor einer glänzenden Karriere. Walter Tomschläger ist Manager eines Pharmakonzerns, und seinem Freund Jürgen Kirchhoff fehlt zum Glück nur noch der Chefarzt-Posten in einer Fachklinik für Orthopädie. Ehrensache, daß Walter mit seinen Beziehungen dem Kumpel da ein bißchen unter die Arme greift und ihn schließlich großzügig auf den begehrten Chefsessel hievt. Und der gute Jürgen kann sein Glück kaum fassen. Zumal er inzwischen auch noch mit der Tochter seines Freundes amourös verbandelt ist.

Verständlich, daß er für diesen hier und da mal einen gut verschlossenen Umschlag transportiert oder in der Schweiz ein paar Geldtransaktionen erledigt. Daß Tomschläger ihn nur als Mittelsmann für seine überaus krummen Geschäfte benutzt und dabei über Leichen geht – davon hat der ehrgeizige Knochendoktor keinen blassen Schimmer. Als er schließlich doch dahinter kommt, ist es zu spät. Längst zum Mittäter geworden, hat er sich auf Gedeih und Verderb den Machenschaften seines Freundes ausgeliefert.

Wenn das ZDF am Samstag abend gegen Harald Schmidt und Ulla Kock am Brink ein selbstproduziertes Fernsehspiel ins Rennen schickt, müssen die Mainzelmännchen das Produkt schon für was Besonderes halten. Und siehe da, nicht immer trügt die Selbsteinschätzung der Herren des Lerchenbergs. „Um jeden Preis“ ist ein durchweg gut gemachter Krimi. Sicherlich nervt Kai Wessels Umsetzung des Romans „Fette Jahre“ von Bernd Sülzer in puncto Ausstattung bisweilen mit Pseudo-Designerchic, aber dafür ist die Story nicht nur spannend, sondern wartet auch immer wieder mit überraschenden Hakenschlägen auf. Und ein Fernsehspiel am heiligen Samstagabend, in dem nicht eine integre Figur agiert, ist per se bemerkenswert. Last not least die Besetzung: Henry Hübschen und Christian Kohlund – noch immer auf der Flucht vor der „Schwarzwald-Klinik“ – bringen es fertig, daß man mal wieder guten Gewissens einen ZDF-Samstag empfehlen kann.Reinhard Lüke