■ Bonn apart
: Altherrenrunde zur „Faschismuskeule“

Sehnlichst wurde die taz jüngst bei einer Buchvorstellung der besonderen Art erwartet. Allerdings nicht, wie sonst im Bonner Regierungsviertel üblich, als Repräsentant einer sachlich-kritischen Zeitung, sondern vielmehr als Vertreter eines ausgemachten und enttarnten Feindbildes.

Denn, so konnte man auf der Veranstaltung lernen: Die taz gehöre ebenso wie die „linksliberale Zeit“ zum „antifaschistischen Netzwerk“, das „uns allen das Leben so schwermacht“. So klagte diese Woche der Rechtsaußen- Verleger Herbert Fleissner vom Haus Langen Müller bei der Präsentation der Lebenserinnerungen von Herbert Hupka, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien.

Doch die „linken Lebenslügen“ des uns alle bedrohlich umspannenden antifaschistischen Netzwerkes will der Verlag nun mit Unterstützung des Bonner Professors Hans-Helmuth Knütter entlarven. Denn es ginge nicht, daß uns die „Faschismuskeule“ länger zu schaffen mache, sprach Fleissner eindringlich und sah sich im Einverständnis mit seinen illustren Gästen in der Bonner Parlamentarischen Gesellschaft.

Ja, sie waren alle gekommen zu diesem Ehrentag der Familie der alten Rechten. Nebst dem früheren CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Alfred Dregger, der ehemalige ZDF-Wadenbeißer Gerhard Löwenthal sowie der CDU-Abgeordnete und ehemalige Berliner Innensenator Heinrich Lummer. Aber auch der zweite Vertriebenenminister der Bundesrepublik, Professor Theodor Oberländer, fehlte nicht in dieser Altherrenrunde.

Doch junges Blut tut gut. Mit leichter Verspätung näherte sich Verteidigungsminister Volker Rühe, Jahrgang 1942, und waschechter Hamburger. Vertrieben wurde der damals Zweijährige zwar nicht, aber Aufwartung im altehrwürdigen rechten Lager unserer Tage kann nie schaden. Ähnliches muß auch den CDU/ CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble, den einige immer noch für einen Nationalisten halten, bewogen haben, zumindest durch einen Telefonanruf seinem Bedauern über sein Nichterscheinen Ausdruck zu verleihen.

Und die taz? Offiziell war sie nicht am Ort, aber Sympathisanten des antifaschistischen Netzes gibt es ja überall. Dieser Theorie des Verlegers Fleissner und des Politikprofessors Knütter wollten wir auf jeden Fall Vorschub leisten. Denn sonst könnte man ja deren ernste Sorgen womöglich gar nicht ernst nehmen. Das wollen wir nun wirklich nicht. Oder? Annette Rollmann