Drogenpolitik

■ betr.: „Ein Jahrhundert der Prohi bition“, taz vom 22.11.94

Bravo Hans-Georg Behr! Jedes Wort seines Kommentars zur Irrationalität der herrschenden Drogenpolitik ist Balsam für den von lustfeindlicher Hysterie, Schizophrenie und Altersdebilität all der honorigen Volksgesundheitsapostel (jeglichen Alters) beleidigten Verstand. Nur eine Einschränkung möchte ich geltend machen und davon abgeleitet Behrs Argumentation erweitern.

Zwar mag die Zahl der Haschischraucher(innen), die Beratungsstellen aufsuchen, verschwindend gering sein und andere Rauschmittel (Alkohol!) weiß Gott mehr Probleme bereiten. Trotzdem wäre es meiner Meinung nach falsch, zu leugnen, daß Haschischkonsum (wie aller Konsum) übertrieben werden und bestehende psychische Probleme verschlimmern und in manchen Fällen gar provozieren kann. Nur wären solche negativen Begleiterscheinungen des im allgemeinen harmlosen Vergnügens gerade ein wesentliches Argument für die völlige Entkriminalisierung. Erstens wäre die Auseinandersetzung mit unangemessenem Konsum so viel unbefangener und freier möglich. Zweitens könnten die Steuern (oder Sonderabgaben), mit denen der vollständig legalisierte Handel belegt werden müßte, das notwendige Geld für eine psychosoziale Vorsorgepolitik einbringen, die diesen Namen verdient. Hans-Hermann Hirschelmann,

Berlin