■ Das Portrait
: Klaus Schucht

Sachsen-Anhalts neuer Wirtschaftsminister Foto: AP

Die Treuhand liegt in den letzten Zügen, ihre Manager teilen jetzt das Schicksal, das sie Millionen von ArbeitnehmerInnen in Ostdeutschland bereitet haben. Sie suchen neue Jobs. Treuhand-Vorstandsmitglied Klaus Schucht wurde fündig. Er geht als Wirtschaftsminister in die rot-grüne Minderheitsregierung von Sachsen-Anhalt.

Verständlich, daß die Berufung des 64jährigen, der in der Treuhand für die Branchen Chemie und Bergbau zuständig ist, zum Wirtschaftsminister nicht nur bei den beiden Koalitionsfraktionen von SPD und Bündnisgrünen, sondern auch beim heimlichen Koalitionspartner PDS umstritten ist. Aber Schucht gelobt tätige Reue. „Wenn man wie wir in so kurzer Zeit so viele Entscheidungen zu treffen hat, sind Fehlentscheidungen unvermeidlich“, räumt er ein. „Wir hatten viel zuwenig Zeit, uns so intensiv mit jedem Unternehmen zu beschäftigen, wie das vielleicht notwendig gewesen wäre.“ Wenn ihm Fehlentscheidungen vorgeworfen werden, will er sich intensiv mit den Vorwürfen beschäftigen. „Und wenn die Entscheidungen tatsächlich falsch waren, werde ich versuchen, sie zu korrigieren.“

Anders als sein Vorgänger Jürgen Gramke hat Schucht mit einer Duldung der rot- grünen Minderheitsregierung durch die PDS keine Probleme. „Das Modell Sachsen-Anhalt beinhaltet so viel Offenheit, wie es sie in anderen neuen Ländern längst nicht mehr gibt“, findet er. Und PDS-Mitglieder, die nicht individuell belastet sind, werde er nicht fragen, was sie gestern noch geglaubt haben. „Sippenhaftung, Verfolgung und Gesinnungsschnüffelei liegen mir nicht“, sagt er und betont, daß er auch mit den SED-Nachfolgern zusammenarbeiten kann, solange sie sich zur sozialen Marktwirtschaft bekennen.

Stolz ist Schucht darauf, daß er auch schon ein wenig politische Erfahrung ins neue Amt einbringen kann. Für kurze Zeit war er einst Stadtrat im nordrhein-westfälischen Kamen.

Vor Amtsantritt in Sachsen-Anhalt will er noch seine Morgengabe für das Land unter Dach und Fach bringen, die Privatisierung von Buna. „Mit Dow Chemical gibt es enge Verhandlungen, ich denke, daß wir die Privatisierung zum 1. Februar hinkriegen.“ Das wäre dann aber auch höchste Zeit, Herr Schucht! Schließlich ist Ihre Vereidigung schon für den 19. Januar geplant, und die Treuhand gibt's schon ab dem Neujahrstag nicht mehr. Eberhard Löblich