„Kordus muß gehen“

■ Meck-Pomms designierter Justizminister Rolf Eggert (SPD) zum Fall Kordus

Siegfried Kordus, der Chef des Landeskriminalamtes von Mecklenburg-Vorpommern, ist gestern vom Dienst suspendiert worden. Das CDU-geführte Schweriner Innenministerium teilte mit, gegen den wegen seiner Kontakte zum Rotlichtmilieu in die Schlagzeilen geratenen Kordus habe es ein zweites Disziplinarverfahren eingeleitet. Dem Ministerium liegen Informationen vor, wonach der LKA-Chef in den Jahren 1991/92 mehrfach Prostituierte im Polizei-Gästehaus von Rostock-Warnemünde empfangen haben soll. Gegen Kordus laufen bereits ein dienstrechtliches Verfahren sowie strafrechtliche Ermittlungen wegen möglichen Fehlverhaltens beim Pogrom von Rostock im Sommer 1992. Das Disziplinarverfahren bezüglich der Rostocker Krawalle habe wegen staatsanwaltlicher Ermittlungen und Anklageerhebung bisher lediglich geruht und würde unverzüglich aufgenommen, sobald die schriftliche Begründung der Ablehnung eines gerichtlichen Hauptverfahrens vorliege, sagte der Ministeriumssprecher. Die taz sprach mit dem designierten SPD-Landesjustizminister Rolf Eggert (49).

taz: Herr Eggert, Siegfried Kordus ist vom Dienst suspendiert worden. Reicht das der SPD?

Rolf Eggert: Ich begrüße das, ein Schritt in die richtige Richtung.

Kann Kordus LKA-Chef bleiben?

Die Vorwürfe müssen so schnell wie möglich geprüft werden. Bei so gravierenden Sachverhalten muß ein Disziplinarverfahren eröffnet werden. Schließlich wird ja nach Aussage des Innenministeriums bereits seit drei Wochen ermittelt. Sollten sich die Vorwürfe beweisen lassen, müßte Kordus gehen. Es ist doch ein unhaltbarer Zustand, daß der Leiter des Landeskriminalamts, das ja auch gegen Organisierte Kriminalität vorgehen soll, direkten Kontakt zu dieser Szene hat.

Kordus weg – ist das sozusagen eine nachholende Koalitionsbedingung der SPD?

Man sollte niemanden vorverurteilen. Wenn die Ergebnisse vorliegen, können innerhalb der nächsten vierzehn Tage entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.

Müssen nicht auch im CDU-geführten Innenministerium Konsequenzen gezogen werden? Dort sollen die neuen Vorwürfe gegen Kordus schon seit Monaten bekannt sein. Außerdem wurden die Vorwürfe dort zunächst als seine „Privatsache“ bezeichnet.

Selbstverständlich müssen auch im Innenministerium Konsequenzen gezogen werden, wenn sich dort ein Fehlverhalten herausstellen sollte. Dies wird der zukünftige Innenminister sicherlich genauso sehen.

Wird die SPD einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß fordern?

Der wäre nur dann notwendig, wenn die Exekutive ohne zu reagieren über die Sache hinweggehen würde.

Ein Siegfried Kordus wäre unter einer SPD-Regierung nach den Vorfällen von Rostock-Lichtenhagen 1992 wohl nicht als LKA- Chef im Amt geblieben?

Davon kann man ausgehen. Andererseits handelt es sich hierbei immer um beamtenrechtliche Vorgänge. Kordes ist kein politischer Beamter, und deshalb kann es in solchen Fragen keine Schnellschüsse geben. Grundlage müssen sorgfältige Prüfungen sein. Interview: Hans-H. Kotte