„Menschenverachtende Anschläge“

Brandanschläge auf türkische Einrichtungen in Bremen / Vereinssitz brannte völlig aus / Anwohner konnten nur knapp den Flammen entkommen / Vier Kurden festgenommen  ■ Aus Bremen Dirk Asendorpf

Bei zwei Brandanschlägen auf staatsnahe türkische Vereine in Bremen ist in der Nacht zum Montag ein Haus völlig abgebrannt. Vier Personen, die neben dem Vereinslokal wohnten, sind nur mit Glück den Flammen entkommen, zwei erlitten Rauchvergiftungen, die ambulant behandelt wurden. Polizei und Verfassungsschutz vermuten, daß die Anschläge im Zusammenhang mit dem Jahrestag des PKK-Verbots am Wochenende stehen. Am Tatort seien vier Kurden türkischer Staatsangehörigkeit festgenommen worden, die vor einem Streifenwagen geflohen seien, erklärte die Bremer Polizei.

Die Täter hatten gegen ein Uhr nachts Molotowcocktails auf beide Vereinslokale geworfen. Während bei dem türkischen Sportverein „Vatan Spor“ lediglich geringer Schaden an der Eingangstür entstand, fing das Haus der „Türkischen Gemeinschaft“ sofort Feuer und brannte völlig aus. „Ich saß noch vor dem Fernseher, als ich plötzlich den Brandgeruch roch“, berichtete gestern morgen einer der vier deutschen BewohnerInnen des Hauses, „und als ich nachsehen wollte, brannte schon alles lichterloh.“

Vatan Spor und die Türkische Gemeinschaft gehören zu den vom türkischen Konsulat anerkannten Mitgliedern des „türkischen Zentralverbandes Bremens“. Die Vereinslokale wurden regelmäßig für offizielle Veranstaltungen des Konsulats genutzt. Auf das Lokal von Vatan Spor war bereits im Juni dieses Jahres ein Brandanschlag verübt worden. Auch damals hatten Polizei und Verfassungsschutz PKK-Kreise als Urheber vermutet. Aufgeklärt ist der Anschlag bis heute nicht.

„Wir haben keinerlei Hinweise auf rechtsextreme Täter“, sagte der Leiter des Bremer Verfassungsschutzes, Wilhelm, gestern zu den jüngsten Anschlägen. Da die betroffenen Vereine „eher nationalistisch gesinnt“ seien und am Jahrestag des PKK-Verbots auch andernorts Anschläge verübt worden seien, könne man „Eins und Eins zusammenzählen und muß davon ausgehen, daß die Brandsätze aus PKK-Kreisen kamen“.

Ohne Spekulationen über die Urheberschaft anzustellen, verurteilte Bremens grüne Senatorin für Ausländerintegration Helga Trüpel gestern die „menschenverachtenden Anschläge“ und forderte eine harte Bestrafung der Täter. Außerdem rief Trüpel zu „erhöhter Wachsamkeit und zu Solidarität mit den ausländischen BürgerInnen“ auf.

Bei weiteren Brandanschlägen auf türkische Einrichtungen in Hamburg und Schleswig-Holstein ist eine Person leicht verletzt worden.

Haftbefehle gegen zwei Kurden in Bielefeld

Gegen zwei Kurden, die in Bielefeld bei einer Demonstration für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK einen Brandsatz auf Polizeibeamte geworfen hatten, wurden am Sonntag abend Haftbefehle wegen versuchten Mordes erlassen. Die Männer gehörten zu einer Gruppe von etwa 70 KurdInnen, die nach Polizeiangaben am Samstag einen Verkehrsknotenpunkt in Bielefeld blockiert hatten. Ein 32jähriger Kurde warf aus der Menge heraus einen mit Benzin gefüllten Kanister in einer Plastiktüte auf die Polizisten, die den Platz räumen wollten. Der Brandsatz entzündete sich sofort. Ein Polizist blieb nur deshalb unverletzt, weil er Brandschutzkleidung getragen habe. Insgesamt seien drei Polizeibeamte leicht verletzt worden.