■ Kohl erkämpft der CDU das Quorum
: Frauendissens

Die CDU bekommt eine Frauenquote, genauer gesagt: ein Vorschlagsquorum – vielleicht. Noch ist nichts entschieden. Der Bonner Parteitag hat empfohlen, daß in einem Jahr, nach ausführlicher Debatte an der Basis, nach neuerlicher Abwägung von Pro und Contra, nach Prüfung aller frauenfördernder Alternativmodelle der Parteitag das Drittel-Quorum in die Satzung aufnehmen möge. Das ist ein eher moderates Ergebnis.

Um so mehr überrascht die Heftigkeit, mit der die Delegierten darüber stritten. Als ginge es wirklich um die Abwendung einer innerparteilichen Kulturrevolution, kämpften in Bonn ein paar alte Männer im Bündnis mit den ganz jungen und ganz ehrgeizigen CDU-Frauen, die ihre künftigen politischen Erfolgserlebnisse keinesfalls dadurch geschmälert sehen wollen, daß die Satzung ihnen und ihren GeschlechtsgenossInnen die Repräsentanz in Gremien und Ämtern garantiert. Man weiß nicht genau, worüber man sich mehr wundern soll, über das ungebremste Selbstbewußtsein oder die Naivität der Nachwuchsfrauen.

Das werden sich auch die schon etwas älteren Vorkämpferinnen der Quote fragen, die ihre Erfahrungen mit den innerparteilichen Durchsetzungschancen längst hinter sich haben. Ihre Wut, daß sich ausgerechnet eine junge Garde von CDU-Frauen weigert, die überfällige Konsequenz aus der offenkundigen Chancenungleichheit zu ziehen, war in Bonn unüberhörbar. Sie markiert einen Generationenkonflikt ganz eigener Art. In dem Moment, in dem auch die Parteispitze eingesteht, daß alle Appelle der letzten zehn Jahre nicht gefruchtet haben, beginnen die Jungen das Spiel von vorn – ganz frisch und unverbraucht, mit viel Schwung und den ganz alten Argumenten. Sie haben sich nicht durchgesetzt.

Das wiederum haben Rita Süssmuth, Otti Geschka, Christa Thoben kaum allein mit ihren besseren Argumenten erreicht. Ganz ähnlich wie Helmut Kohl sich nach zwölf Jahren Kanzlerschaft mit geradezu oppositionellem Gestus an die Spitze der Erneuerungsbewegung von Staat und Gesellschaft setzt, versucht er sich jetzt, nach zwanzig Jahren an der Spitze der CDU, noch einmal als Parteireformer. Nur seinem vollen Einsatz haben es die CDU-Frauen zu verdanken, daß sie im nächsten Jahr die Quote wohl bekommen werden. Daß es Kohl bei seinem Engagement wohl weniger um späte Gerechtigkeit für seine Parteifreundinnen als um die Konkurrenzfähigkeit der Union geht, daß er „das Wichtigste“, die nächsten Wahlen, nie aus den Augen verliert, kann den CDU- Frauen dabei fast schon egal – oder recht sein. Matthias Geis