Brandkatastrophe

■ Keine Notausgänge in der Disco: 233 Jugendliche starben im Feuer

Peking (dpa/taz) – Erst langsam wird das Ausmaß der Brandkatastrophe in der nordostchinesischen Provinz Liaoning bekannt. Bereits am Sonntag starben 233 junge Chinesen und Chinesinnen, die sich zur Mittagszeit in der „Yiyuan“- Disco der Stadt Fuxin vergnügen wollten. Als das Feuer kurz nach ein Uhr ausbrach, wurde der überfüllte Tanzsaal für sie zur Todesfalle. Die meisten Jugendlichen starben an Rauchvergiftungen. Es habe nur einen kleinen Ausgang in dem ebenerdigen Gebäude gegeben, berichteten am Dienstag Reporter vor Ort. Anderen Aussagen zufolge gab es zwar Notausgänge, diese seien aber blockiert gewesen. Unter den Toten sind 135 Frauen und 98 Männer, viele unter ihnen SchülerInnen und StudentInnen.

Die Ursache des Feuers werde noch ermittelt, doch deuteten erste Untersuchungen auf unsachgemäße Verkabelung und einen Kurzschluß hin, hieß es. Es habe zu viele Kabel sowie Musik- und Lichtanlagen in dem fensterlosen dunklen Tanzlokal gegeben. Der Brand sei erst nach sechs Stunden unter Kontrolle gewesen, berichtete der Rundfunk der Provinz Liaoning. Obwohl der Sender bereits über das Unglück berichtet hatte, gaben höhere Stellen am Dienstag Anweisung, keine Einzelheiten mehr mitzuteilen. So verweigerte auch die zuständige Untersuchungskommission vor Ort jede Auskunft. Die landesweiten Abendnachrichten verschwiegen die Katastrophe.

Die fehlenden Notausgänge in dem Tanzlokal und die mutmaßliche Brandursache sind typisch für viele Brandunglücke, die in China gerade in Hotels, Nachtklubs oder Geschäften stark zugenommen haben. Nachlässigkeit und Verstöße gegen den Brandschutz sind nach Angaben des Ministeriums für öffentliche Sicherheit die Hauptursachen für Feuer in China.

In dem Wirtschaftsboom werden neue Gebäude in Rekordzeit errichtet, bestehende schnell so umgebaut, daß leicht Profite gemacht werden können. Der Brandschutz hinke weit hinter der wirtschaftlichen Entwicklung her, wird offiziell eingeräumt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres kamen mehr als 1.300 Menschen durch Feuer ums Leben. Dabei hat die Zahl der größeren Brandunglücke im ersten Halbjahr um 38 Prozent, das Ausmaß der dabei angerichteten Schäden um 88 Prozent zugenommen.