Marxistischer Premier & hinduistischer König

■ Nepal: Folgen für Staudammbau?

Kathmandu/Bonn (epd) – Fünfzehn Jahre hat Man Mohan Adhikari in „königlichen Gefängnissen“ zugebracht. Jetzt wird der 73jährige Altmarxist von Nepals König Birendra voraussichtlich zum ersten kommunistischen Regierungschef eines hinduistischen Königreichs ernannt. Adhikari gilt als besonnener Mann, eher Sozialdemokrat als Revolutionär. Man habe auch schon über eine Namensänderung der „Kommunistischen Partei Nepals – Vereinigte Marxisten-Leninisten“ (UML) nachgedacht, heißt es, wegen der „Mißverständnisse“ bei den Entwicklungshilfe-Geberländern.

Nepal gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, ein bedeutender Teil seines Budgets wird von Entwicklungshilfezuwendungen gedeckt. Im Programm der UML steht nichts, was nicht von jeder beliebigen linkspopulistischen Partei in Südasien gefordert werden könnte: Demokratie und freie Presse, Bildung für alle, Sozialprogramme für die Ärmsten, Gleichberechtigung der Geschlechter und Kasten, Landreform, volkswirtschaftliche Eigenständigkeit durch „Schutz und Förderung der nationalen Bourgeoisie“. 1990 erst war in Nepal nach blutigen Demonstrationen mit 500 Todesopfern ein Mehrparteiensystem eingeführt worden.

Nach dem Wahlerfolg der nepalesischen Kommunisten läßt die Entscheidung der deutschen Bundesregierung über den Zuschuß von 234 Millionen Mark für den Bau des umstrittenen Wasserkraftwerks „Arun III“ im Osten Nepals noch einige Zeit auf sich warten. Entwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CSU), der dem insgesamt 1,65 Milliarden Mark teuren Projekt ohnehin skeptisch gegenübersteht, sehe keinen Grund zur Eile und wolle abwarten, wie sich die Verhältnisse in Nepal entwickeln, heißt es im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Bonn. Vor allem müsse geprüft werden, ob die neue nepalesische Regierung die von der Weltbank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau konzipierte Energiepolitik durchsetzen könne und wolle. Karin Adelmann