Hotelzimmer 136.000 Mark billiger gerechnet

■ Unterlief Olympia GmbH wirtschaftliche Kontrolle des Senats durch falsche Abrechnungen? / Abgeordnete prüfen

Hat die Olympia GmbH nicht nur die „Grundsätze einer sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung“ verletzt, wie die Prüfer der Senatskanzlei rügen, sondern den Senat bei der Kostenaufstellung auch bewußt hintergangen? Anlaß für diese Vermutung ergeben sich aus den Abrechnungen der Olympia GmbH über ihre Aktivitäten während der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona. Wegen schlampiger Vorbereitung mußten nicht nur die Eintrittskarten für die Berliner Delegation zu weit überhöhten Preisen auf dem Schwarzmarkt gekauft werden. Großzügig wurde mit den Steuergeldern auch bei der Unterbringung umgegangen. Die Hotelzimmer mußten zweimal angemietet werden, weil die zunächst vorgesehenen Räumlichkeiten nahezu 130 Kilometer von Barcelona entfernt lagen.

Von den im Zentrum neu angemieteten Hotelzimmern nahe der olympischen Anlagen blieb dann ein Drittel ungenutzt – angeblich sei der Bedarf nicht genauer zu schätzen gewesen, behauptete Olympia-GmbH-Geschäftsführer Axel Nawrocki. Das war selbst den Beamten der aufsichtsführenden Senatskanzlei zuviel. Zähneknirschend heißt es beispielsweise in einem Papier vom 18. Oktober 1994: „Diese Erklärung der GmbH mußte die Senatskanzlei akzeptieren“. Kosten der Aktion nach Angaben der Olympia GmbH: 660.000 Mark inclusive 22.000 Mark für den Makler.

Das war nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich nämlich war das Desaster weit teurer, wie sich aus den Unterlagen ergibt. Insgesamt mußten 796.000 Mark hingeblättert werden – mithin 135.000 Mark mehr als gegenüber dem Senat angegeben. Allein der Makler, dem zehn Prozent für seine Bemühungen zugestanden wurden, kassierte 74.000 Mark.

Mit dem Geschäftsbericht 1992 – der Abschlußbericht der Ende 1993 aufgelösten Olympia GmbH steht noch aus – beschäftigt sich heute der Rechnungsprüfungsausschuß des Abgeordnetenhauses. Trotz kritischer Anmerkungen seiner eigenen Prüfbeamten hatte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) Mitte September 1994 als Aufsichtsratsvorsitzender der Olympia GmbH auf einer Entlastung von Nawrocki bestanden.

Gerügt hatten die Prüfer der Senatskanzlei bei den einzelnen Budgets unter anderem „enorme Verschiebungen zwischen dem Ist und dem Soll“. Die dazu eigentlich notwendige Zustimmung des Senats hatte Nawrocki, der mit seiner ganzen Familie nach Barcelona reiste, nicht eingeholt. Eines von vielen Beispielen: Die Kosten für die Werbeagentur stiegen um satte 464 Prozent von 200.000 auf 1,128 Millionen Mark.

Nawrockis leichthändiger Umgang mit dem Steuergeldern schließt auch seine Familie ein. In der langen Liste der Beanstandungen der Prüfer finden sich neben der Übernahme der Jahresgebühr für die Visa-Karte auch neun Privatflüge der Kinder von Axel Nawrocki. Die „sachliche und rechnerische Richtigkeit“ für diese Flüge attestierte Nawrocki selbst. Gerd Nowakowski