Bewährte Treuhand

■ Haftstrafen im Bestechungsprozeß vor dem Magdeburger Landgericht

Magdeburg (taz) – Andreas Grünbaum, ehemals Direktor für Privatisierungen in der Treuhand- Niederlassung Magdeburg, hat mehr empfangen, als erlaubt war. So zumindest hat das Magdeburger Landgericht festgestellt und den Geschäftsmann zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Sein Partner Lino Vulcano erhielt elf Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung und muß außerdem 120.000 Mark an die Volkssolidarität zahlen. Der Stuttgarter Geschäftsmann hatte arg enge Bürobeziehungen zu Direktor Grünbaum aufgenommen, der plötzlich im Porsche zur Arbeit fuhr. Wenigstens in einem von vier Geschäften dieser Art sah das Gericht die Tatbestände der Bestechung und die Vorteilsnahme als bewiesen an.

Die Verteidiger wußten gestern noch nicht, ob sie Revision einlegen wollen. Das Urteil hat sie überrascht, hatte der Vorsitzende Richter doch nach wenigen Verhandlungstagen vorgeschlagen, das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen. Aber die Staastanwaltschaft wollte lieber die anderen Geldflüsse aufklären und bestand auf dem Prozeß: Grünbaum hatte seinem Freund Vulcano Grundstücke zu echten Schnäppchenpreisen verkauft, und in Magdeburg kursierten noch weit mehr Gerüchte als die in der Anklage genannten Fälle. Eberhard Löblich