Sicher ist sicher

■ Streit um eine Drogenbroschüre

Eine Tatsache: Tausende Hamburger nehmen illegale Drogen. Auch eine Tatsache: Der Konsum dieser Stoffe kann die Gesundheit schädigen. Um die negativen Folgen zu begrenzen, kann man Tips zum vernünftigen Umgang mit der Droge geben. Man kann aber auch beide Augen vor den Tatsachen verschließen und Abhängige mit ihren Problemen alleine lassen. Dies will die Hamburger CDU. Und auch den Geschäftsführer der Hamburger Landesstelle gegen die Suchtgefahren, Gerd Rakete, scheint bei zu viel Aufklärung ein ungutes Gefühl zu beschleichen.

Ein Merkblatt für die Konsumenten der künstlichen Droge Ecstasy (XTC) vom Büro für Suchtprävention (Träger: die Landesstelle) erregt derzeit das Gemüt des CDU-Abgeordneten Sieghard-Carsten Kampf. Der Ratgeber – ausdrücklich nicht als allgemeine Information gedacht und nur auf Anfrage an Drogenbenutzer abgegeben – beschreibt die Wirkung und Nebenwirkungen (Herzrasen, Gliederschmerzen etc.) von XTC. „Es ist jedoch klar, daß XTC das Gehirn schädigt. Bei häufigem Gebrauch entwickeln viele Leute psychische Störungen, wie Depressionen oder Verwirrungen“, heißt es dort zum Beispiel. Damit aus dem Trip kein Horror-Trip wird, gibt es auch Tips wie „positives Umfeld suchen, vorsichtig dosieren“.

Das aber ist für Kampf schon zu viel des Guten. Er bezeichnet dies als „Aufforderung, gefährliche Drogen zu nehmen“. Und fordert: „Das Merkblatt gehört aus dem Verkehr gezogen“. Statt der Kritik offensiv entgegenzutreten, übt sich „Herausgeber“ Gerd Rakete im Eiertanz. Er habe auch „kein sehr gutes Gefühl dabei“, aber die Landesstelle habe sich des Blattes aus Hannover bedient, weil nichts anderes vorlag. Wie's besser wäre zeigen wieder einmal die Niederlande. Um XTC-Benutzer vor unreinem Stoff zu schützen, ziehen Drogenberater durch Amsterdamer Discos – mit Tests können sie gepanschte Drogen vor Ort outen.

Und noch ein Lesetip für Herrn Kampf: Die Drob Inn-Broschüre „Tu Dir was Gutes. Spritzen nur mit eigenem Besteck“. Ratschläge für Fixer – von der richtigen Spritze bis zur richtigen Einstichstelle. Fachleute nennen so etwas „safer use“-Beratung. sako