Bauernopfer

■ Kanal 4 jetzt ohne Politmagazin „Z“

Der Kölner Programmveranstalter Kanal 4 darf ab dem 19. Dezember wieder Sendungen bei Sat.1 ausstrahlen. Die vom Kirch- Sender am 26. September ausgesprochene Kündigung der Verträge wurde zurückgenommen. Kanal 4 erklärte dazu nur, daß man „eine engere Zusammenarbeit im programmlichen Bereich vereinbart“ und ein Verfahren für Streitfälle gefunden habe. Wie hoch der Preis für diese Einigung war, verriet erst die Presseerklärung von Sat.1: Kanal 4 werde das beanstandete Politmagazin „Z“ in ihrem Programm nicht mehr ausstrahlen.

Sat.1 hatte im September Kanal 4 aus dem Programm geworfen, weil in „Z“ in einem Beitrag über die Berliner Gruppe „Antifașist Gençlik“ nach Ansicht der Programmverantwortlichen bei Sat.1 Bundesregierung und Bundesrepublik grob beschimpft worden seien. Der Kommerzsender beanstandete auch andere Sendungen bei Kanal 4, wie etwa ein Interview mit dem Kirchenkritiker Deschner oder eine Satire über Samenspenden für klerikalen Nachwuchs.

Die Programmehe mit Kanal 4 diente Sat.1 dazu, von der Landesanstalt für Rundfunk in Düsseldorf die begehrten terrestrischen TV- Frequenzen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein- Westfalen als Mitgift einzusacken. Eine Scheidung von den Kölner Kanalarbeitern hätte diese Lizenz in Frage stellen können. So führt Sat.1 die Ehe nun formell weiter, hat aber den störenden Partner komplett domestiziert. Bei der für „Z“ verantwortlichen Produktionsfirma in der Domstadt war man jedenfalls zu keiner Stellungnahme bereit. Dort hat man sich offenbar mit dem Opfer abgefunden, um wenigstens prinzipiell weiter im Geschäft bleiben zu können. Philippe Ressing