■ Greenpeace weiß, wo der Feind steht
: Der finstere Ferdinand

So habe ich ihn mir immer vorgestellt, den Klimakiller: Diabolisch lächelt er mich an, schon beim Frühstück, aus einer Greenpeace-Anzeige in der taz und von der Plakatsäule. Ferdinand Piäch heißt er und ist Chef von VW. Glatzköpfig, hager, perfide mit Schlips und weißem Kragen getarnt, geht er seinem sinistren Killerjob nach. Von Greenpeace mutig gewarnt, ahne ich hinter Ferdinands verschlagenem Blick die böse Absicht: „Sparautos predigen, aber Spritsäufer bauen“, klären mich die Umweltschützer auf und verweisen auf den neuen VW-Polo. Der „säuft und säuft“, nämlich im Schnitt 7,5 Liter Sprit pro 100 Kilometer.

Heute morgen schon wieder was gelernt: Den Polo kaufe ich jedenfalls nicht, Greenpeace rät ja ab. Beruhigt klappe ich die Frühstücks-taz zu und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Mich kann Herr Piech mit seinem neuen Polo sowieso: Fahre seit Jahren Daimler. Ich könnte zwar auch die Straßenbahn nehmen, aber es regnet heute, und die Bahn beschlägt dann immer so.

Mein Nachbar, der Versicherungsvertreter, macht sich auch gerade auf die Socken, er fährt einen neuen japanischen Geländewagen mit 265er-Schlappen und Kuhfänger. Der geht dem Herrn Piäch garantiert auch nicht auf den Leim. Überhaupt kann Greenpeace ganz beruhigt sein, Deutschlands 38 Millionen Automobilisten lassen die Umweltorganisation nicht im Stich: Der Käufertrend geht eindeutig zu größeren, schwereren und schnelleren Automobilen. Nix da Polo.

Fröhlich hupe ich meinem Nachbarn zu. Endlich weiß ich wieder, wo der Feind steht, nämlich in Wolfsburg. Neulich hatten mich doch glatt Selbstzweifel beschlichen: Sollte ich mir vielleicht einen VW-Golf Diesel anschaffen, der braucht ja nur noch 5 Liter? Jetzt bin ich froh, daß ich es nicht getan habe: Es würde ja nur das Versagen von Herrn Piäch kaschieren. Nein, beim Klimakiller kaufen wir nicht.

Auch die Sache mit der Straßenbahn habe ich, ehrlich gesagt, grundsätzlich verworfen. Solange Klima- Schädlinge wie Herr Piäch frei rumlaufen, gehe ich keinen Meter zu Fuß. Da stehe ich lieber im Stau und freue mich über mein wiederhergestelltes gutes Gewissen. Danke, Greenpeace. Dirk Maxeiner

bis 1993 Chefredakteur der Zeitschrift Natur, seither freier Autor