Arme Dresdner Bank: Diesmal kein Rekordgewinn

■ Einbußen bei Wertpapiergeschäften / Bank lockt Kunden mit Discount-Preisen

Frankfurt/Main (dpa/taz) – Die Dresdner Bank hat sich den Turbulenzen auf den Wertpapiermärkten nicht entziehen können: Die Rekordgewinne vom letzten Jahr legt die zweitgrößte deutsche Bank nicht mehr hin. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres sank ihr Konzernbetriebsergebnis im Jahresvergleich um 16,7 Prozent auf 1,33 Milliarden Mark.

Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG, Jürgen Sarrazin, kündigte an, sein Institut wolle im kommenden Jahr den Nennwert der eigenen Aktie auf fünf Mark herabsetzen. Dadurch und durch den Verzicht auf Mindestpreise bei ihren eigenen Aktien wolle die Bank ihren Beitrag leisten, „damit die Aktie aus ihrer Rolle als Stiefkind deutscher Anleger herauswachsen kann“.

Dem Beispiel anderer Geldhäuser folgend, wird auch die Dresdner Bank künftig ihren Kunden mit Discount-Preisen für Wertpapier-Transaktionen entgegenkommen. Wer auf Anlageberatung verzichtet, kann seine Anlage-Dispositionen per Telefon oder Personalcomputer von zu Hause zum verbilligten Preis abwickeln. Der Rückgang beim Betriebsergebnis im Bankkonzern resultiert hauptsächlich aus dem Einbruch im Handel mit Wertpapieren auf eigene Rechnung. Mit einem Fehlbetrag von 301 Millionen Mark lag das Ergebnis aus dem Eigenhandel um 837 Millionen Mark unter Vorjahresniveau. Der Zinsüberschuß – also die Differenz zwischen den Zinsen für Spareinlagen und für vergebene Kredite – kletterte dagegen sogar um knapp zwölf Prozent auf 5,7 Milliarden Mark. Mit Provisionen für Wertpapiergeschäfte ihrer Kunden verdiente die Bank 2,5 Milliarden Mark – 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Sarrazin kritisierte erneut Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Steuerbehörden gegen die Dresdner Bank. Diese verdächtigen die Bank der Steuerhinterziehung, weil sie Kunden helfe, ihr Geld nach Luxemburg zu schaffen. Der Gesetzgeber habe ausdrücklich geregelt, daß Zinseinkünfte auf ausländische Geldanlagen nicht der deutschen Zinsabschlagsteuer unterliegen, sagte der Vorstandssprecher. Er forderte eine Vereinheitlichung der Steuersysteme in Europa oder „eine andere Form der Zinsbesteuerung in unserem Land“.