Sanssouci
: Vorschlag

■ Sketches of Sound: Mears/Enders-Quintett im A-Trane

Zwei Highlights hält das A-Trane-Dezemberprogramm bereit: Der Auftritt von Alexander von Schlippenbach, Evan Parker und Paul Lovens rückt langsam aber sicher näher, am 15. des Monats ist es dann endlich soweit – ein Muß für alle, die wissen wollen, wie das lebendigste Free-Jazz-Trio dieses Kontinents nach über zwanzigjähriger Zusammenarbeit swingt; das andere Vergnügen steht bereits heute auf dem Plan, wenn das ambitionierte Mears-Enders-Quintett seine aktuelle CD „Discoveries“ präsentiert. Mit dieser „Neo-Bop“-Entdeckung löst das Münchner Enja-Label glaubhaft sein Versprechen ein, daß es sich nicht ausschließlich der japanischen Szene widmet, sondern nach wie vor auch hiesigen Musikern eine Chance geben will.

Obwohl die Kategorie „Neo-Bop“ angemessen und irreführend zugleich ist – legt sie doch zuallererst nur nahe, daß nichts groß Aufregendes passieren wird –, versteht sich der 27jährige Münchner Saxophonist Johannes Enders so gut auf sein Instrument, daß er sich nicht mit dem Abdudeln der ewigen Standards aufhalten muß. Auf der in New York eingespielten CD finden sich jedenfalls bis auf den Billy Strayhorn-Titel „Chelsea Bridge“ ausschließlich Eigenkompositionen – von ihm und seinem australischen Frontline-Partner Adrian Mears. Das bluesige „Alphabet City“ ist eine überzeugende Up-Tempo-Hommage an Ornette Coleman von Enders, der vor einigen Jahren von dem Bassisten Reggie Workman entdeckt und zum Jazz-Studium an die New School for Social Research nach New York geholt wurde. Enders spielte u.a. mit George Cables, Jaki Byard, Milt Hinton und David Liebman und reiste mit seinem damaligen Quartett auch nach Kapstadt, um dort mit südafrikanischen Musikern zusammenzuspielen. Der 25jährige Mears wurde bereits 1989 mehrmals als bester australischer Komponist und Posaunist ausgezeichnet. Seine Komposition „Australian Sound Sketch“, die er auf dem Dijeridoo interpretiert, ist eine nicht bloß gutgemeinte Hommage an die Soundwelt australischer Aborigines. Christian Broecking

Heute, 22 Uhr, A-Trane, Bleibtreustraße 1, Charlottenburg.