Bachtiar-Prozeß zu Ende

■ Pariser Urteil läßt den Iran unerwähnt

Paris (taz) — Die Regierung in Teheran jublilierte, als gestern vormittag das Urteil aus Paris bekannt wurde: einmal „lebenslänglich“, einmal zehn Jahre und ein Freispruch. Damit sei erwiesen, daß der Iran nicht direkt in den Mord am letzten Premierminister des Schah-Regimes, Shapur Bachtiar, verwickelt sei, ließ das Mullah-Regime verlauten.

Wegen seiner Beteiligung an dem Doppelmord an Bachtiar und seinem Sekretär Sorusch Katibeh im August 1991 wurde Ali Vakili Rad (35) zu „lebenslänglich“ verurteilt. Seine Komplizen sind flüchtig, sie sollen demnächst in Abwesenheit verurteilt werden.

Der zweite Angeklagte, der iranische Geschäftsmann Massoud Hendi (47), erhielt zehn Jahre, weil er Visa für die Mörder besorgt hatte. Der dritte, ein Mitarbeiter der iranischen Botschaft in der Schweiz, Zeynal Abedin Sarhadi (28) wurde mangels Beweisen freigesprochen und verließ Frankreich gestern bereits. Das fünfwöchige Verfahren vor dem schwerbewachten Pariser Schwurgericht war aufmerksam beobachtet worden. Nie zuvor hatte gleichzeitig ein mutmaßlicher Killer, ein mutmaßlicher Organisator und ein mutmaßlicher Verbindungsmann zur iranischen Regierung wegen eines Oppositionellenmordes vor Gericht gestanden. Doch obwohl der Untersuchungsrichter akribisch die Spuren der Mörder bis nach Teheran aufgelistet hatte, und obwohl mehrere Zeugen vor Gericht und auch der Staatsanwalt von den Drahtziehern in Teheran sprachen, blieb die von vielen erhoffte Erwähnung der politisch Verantwortlichen im Urteil aus. Dorothea Hahn