■ Das Portrait
: Heinz Schenk

In der Hochphase des „Blauen Bock“ fuhr der TV- Oberkellner Heinz Schenk, der am Sonntag 70 Jahre alt wird, einen Opel Diplomat mit dem Kennzeichen WI-TZ 3. Das passende Nummernschild für einen Entertainer, dessen Begabung schon früh in Erscheinung trat. Bereits im Alter von zehn Jahren stand Schenk im Wiesbadener Karneval in der Bütt, die er seitdem praktisch nicht mehr verlassen hat. Den Kopf schräg haltend wie eine Streichelziege im Märchenpark, babbelt er in weichem Hessisch Reime wie folgenden: „Ein Kannibale, der zum Spaß jüngst einmal seine Eltern aß, der wurde über Nacht geschwind – na, was den schon? Ein Waisenkind!“ Tätä. Tätä. Tätä.

Als Kind eines Drogisten und einer Solotänzerin wurde Schenk 1924 in Mainz geboren. Nach Kabarettauftritten wechselte der Schauspieler in den fünfziger Jahren zum Radio, wo er wie Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld Auftritte im „Frankfurter Wecker“ hatte, der komödiantischen Frühsendung des Hessischen Rundfunks (HR).

Zu bundesweiter Berühmtheit gelangte Schenk ab 1966, als er Co-Moderator von Lia Wöhr in deren Fernsehwirtschaft „Blauer Bock“ wurde. Markenzeichen der Musiksendung: der „Bembel“, die Kanne für den Frankfurter „Äppelwoi“, die als Quasi-Oscar an alle Gäste vergeben wurde. Neben der Conférence spielte Heinz Schenk auch selbstverfaßte Sketche, sang und trat in historischen Kostümen auf. Seiner Rolle im „Blauen Bock“, der bis zu 20 Millionen Zuschauer hatte, blieb Schenk bis 1987 treu. Damals stellte der HR den „Blauen Bock“ nach 30 Jahren ein. Weise, so kam es nicht zum unwürdigen Quotengerangel mit den Kommerziellen.

Herr der Bembel Foto: Keystone

Daß er viel mehr als nur kalauern konnte, zeigte Heinz Schenk 1992 mit seinem grandiosen Comeback in Hape Kerkelings Spielfilm „Kein Pardon“. Da spielte er den alternden, eitel-intriganten Showmaster Heinz Wäscher, der seinen Assistentinnen an die Wäsche geht.

Den Bösen spielen darf Schenk auch an seinem Geburtstag: In der Titelrolle von „Der Geizhals“ in einer Inszenierung des Frankfurter Volkstheaters. Auf dem Fernsehschirm ist der rührige Jubilar im Dezember in mindestens 20 Sendungen zu sehen. Sein eigenes Moderatorenmotto aus dem „Blauen Bock“ wird er da für sich kaum gelten lassen: „Bei mir kann man über alles reden, aber nicht über zwei Minuten.“ Hans-H. Kotte