Deutsche ausländische Polizisten

■ Türkische Gemeinde und die Berliner Polizei diskutierten mit türkischen Jugendlichen, wie man als Ausländer zur Polizei kommt / Voraussetzung ist die Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft

„Als Ausländer Polizist in einem fremden Land zu sein, das ist schon etwas Besonderes.“ Serkan Ünal ist stolz darauf, als Türke die Polizeischule zu besuchen. Schlechte Erfahrungen als Ausländer hat der 19jährige bei der Polizei bisher nicht gemacht. „Man bekommt oft zu hören: Als Türke hast du bei der Polizei sicher große Probleme. Aber das ist überhaupt nicht der Fall.“

Die Frage, ob Ausländer bei der Polizei ausgegrenzt und benachteiligt würden, beschäftigte viele der türkischen Jugendlichen, die am Sonnabend nachmittag zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung der Türkischen Gemeinde und der Berliner Polizei gekommen waren. Die Erzählungen der vier türkischen PolizeischülerInnen waren überraschend positiv – ausgegrenzt fühlte sich niemand.

Mit der gemeinsamen Informationsveranstaltung wollten Türkische Gemeinde und Polizei für mehr türkische Mitarbeiter bei der Polizei werben. Die Türkische Gemeinde hofft, daß durch die Einstellung von Beamten türkischer Herkunft das Vertrauen der türkischen Bevölkerung zur Polizei gestärkt werden könnte. „Denn das“, meint Mustafa Çakmakoglu, Präsident der Türkischen Gemeinde, „ist nicht zuletzt durch die Ereignisse in Hoyerswerda, Rostock und Mölln erschüttert worden.“ Wenn Menschen türkischer Herkunft auch als PolizistInnen im öffentlichen Dienst arbeiten dürften, betonte Çakmakoglu, wäre das ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der Türken als gleichwertiger Teil dieser Gesellschaft.“

Seit Herbst 1988 können ausländische Mitbürger eine Polizeiausbildung antreten, sofern sie die sonstigen Einstellungsvoraussetzungen erfüllen. „Allerdings müssen sie gewillt sein“, erklärte Uwe Stephan, Einstellungsberater bei der Berliner Polizei, „die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen.“ Damit ist dann das Problem wieder gelöst – nur Deutsche in der Polizei. Die Türkische Gemeinde kritisierte, daß eine doppelte Staatsbürgerschaft immer noch nicht möglich ist. Der Präsident der Türkischen Gemeinde forderte außerdem, daß die türkischen BewerberInnen bei der Aufnahmeprüfung im Fach Deutsch großzügiger beurteilt werden. Ein Vorschlag, der von den PolizeischülerInnen abgelehnt wurde – angeblich haben sie Angst, Ausländer würden dann bevorzugt.

Ein türkischer Polizeibeamter, der die Mentalität und Probleme der türkischen Einwohner kennt, so ist auf dieser Veranstaltung mehrmals gesagt worden, könne auf die Türken besser eingehen als sein deutscher Kollege. Ein Gesichtspunkt, der gerade in Nordkreuzberg eine große Rolle spielt. Von den 90.000 Einwohnern des Bezirks sind 22.000 Türken. Bis auf eine türkische Kriminalkommissarin gibt es bisher keine türkischen Polizisten in Kreuzberg. Das soll sich demnächst ändern. Immerhin: Seit 1988 haben bereits 53 Türken die Ausbildung an der Polizeischule angetreten. Anja Dilk