Heikle Kooperation

■ Bremer Polizei und Amt für Soziale Dienste wollen anbandeln

Das Eisen ist heiß: Wo Soziale Dienste und die Polizei zusammenarbeiten wollen, treten SkeptikerInnen sofort auf den Plan. Nicht zuletzt in den eigenen Häusern. „Da gibt es jede Menge Vorurteile“, sagt Katharina Hanstein-Moldenhauer, Aus- und Fortbilderin im Haus der Sozialsenatorin Gaertner. Vorbehalte gegen Ein- oder Übergriffe der Polizei seitens der Sozialarbeit würden von den Polizisten mit dem Vorwurf beantwortet, daß die parteilichen Sozial-Helfer oft in völliger Unkenntnis der Rechtslage handelten. Aber das könne nur herausfinden, wer miteinander spricht – und schon das gilt als heikel.

Nach jahrzehntelanger Abschottung der Einrichtungen, die dennoch täglich dieselben Einsatzorte haben, blühen hüben wie drüben die Vorurteile – dieses Feld soll nun neu bestellt werden. Einen ersten Impuls gab das Sozialressort und lud die beiden ungleichen Instanzen der Sozialen Kontrolle zu einem zweitägigen Treffen. Mit Erfolg: Gleich 80 Interessierte kamen, darunter 20 PolizistInnen. Gemeinsames Ziel der Veranstaltung, die gestern zuende ging, war es, nervige Reibungspunkte lieber zu positiven Berührungspunkten in der täglichen Arbeit werden zu lassen. „Wir glauben, daß uns das ansatzweise gelungen ist“, bekundeten beide Seiten. „Die ersten TeilnehmerInnen haben schon die Telefonnummern ausgetauscht.“

Daß die Polizei sofort Unterstützung zu dem „zaghaften Beginn einer Kooperation“ signalisiert hatte, ist durchaus in deren eigenem Interesse: „Unsere Krisenintervention füllt schließlich Lücken, die trotz Sozialarbeit bestehen“, sagte gestern Hans-Jürgen Wieben von der Polizeiführungsakademie in Münster. Zwar sei in erster Linie eine gute Sozialpolitik die Voraussetzung für den sozialen und den Rechtsfrieden. Angesichts der knappen personellen und materiellen Ressourcen müsse man dem Werteverfall jedoch mit vereinten Kräften begegnen. Seitens der Polizei wünsche man sich deshalb eine soziale Kontaktperson, die rund um die Uhr ansprechbar wäre. Damit kämen viele Probleme aus der Welt. Alltägliche zumeist.

Die Unterbringung von auffälligen Jugendlichen, die nachts aufgegriffen werden, aber deswegen noch lange nicht Haft gehören zum Beispiel. Denkbar wäre auch der gezielte Eingriff in eine gewalttätige Familiensituation – ein Bereich, in dem es den Polizeibeamten immer noch an Ausbildung fehlt. Aber es gibt nicht nur Mangel zu beklagen: „An vielen Stellen arbeiten wir ja schon zusammen.“ Im südlichen Bremen beispielsweise sei eine Gruppe von Jugendlichen aufgefallen, die einen Hang zum Diebstahl bewies. Dank dem präventiven Hinweis der Polizei an die Sozialarbeit habe das Problem weitgehend gelöst werden können: „Nun gibt es einen Raum, wo die Jugendlichen sich treffen können.“

Wünschenswert seien ähnliche Annäherungen auch in anderen Stadtteilen, bekräftigten Herbert Wiedermann, der Leiter des Amtes für Soziale Dienste Mitte und Anton Bartling, Leiter der Drogenberatung, gleichermaßen. Voraussetzung dafür jedoch bleibe auch eine feste Rollenzuschreibung beider Seiten. Denkbar sei dann, bei Ruhestörung vor Jugendzentren den Sozialarbeiter einzuspannen – um unangenehme Reaktionen der Jugendlichen zu verhindern.

Ähnliches gelte bei der Drogenberatung: „Wir kontrollieren ja sowieso schon in unserem Eingangsbereich. Wenn die Polizei aber in unserem Haus festnimmt, dann wollen wir auf dem kurzen Amtsweg dagegen vorgehen können.“

Eva Rhode