Mehrweg light

Mineralwasser-Hersteller versuchen, die umweltfreundlichen Glasflaschen aus dem Regal zu bekommen  ■ Von Felix Berth

Das Image der ökologischen Saubermänner bestand zu Recht. Bis heute wird Mineralwasser in der Bundesrepublik zu 93 Prozent in Mehrwegflaschen verkauft. Doch nun versuchen einige Mineralwasserproduzenten, diese Allianz mit dem Verbraucher aufzukündigen. Sie wollen im nächsten Frühjahr in Mecklenburg-Vorpommern einen Versuch mit Plastikflaschen starten. Ziel ist es, die Glasflaschen durch Kunststoff-Behälter aus „Polyethylen-Terephthalat“ (PET) zu ersetzen.

Dafür haben einige Firmen den „Arbeitskreis PET-Rücklaufflasche“ gegründet. Geschäftsführer Helmut Geiß schwärmt von der Schweiz: „Dort hat man es geschafft, die Glasflasche fast vollständig aus den Regalen zu bekommen.“

Wie viele der 240 Mineralwasserfirmen dahinter stehen, ist schwer feststellbar. Geiß behauptet, der Arbeitskreis bündle die Hälfte des Marktes. Der Dachverband der Mineralwasser-Brunnen dagegen spricht von „wenigen kleinen Firmen“.

Neu ist das Konzept nicht. Coca-Cola zum Beispiel bietet Kunststoff-Flaschen seit langem an. Allerdings als Mehrwegsystem: Die Cola-PETs werden vom Händler zurückgenommen und wieder aufgefüllt. Den APR-Machern schwebt nun vor, die PET-Flaschen zwar auch von den Händlern zurücknehmen zu lassen, sie dann aber zerkleinern und wieder zu Flaschen verarbeiten zu lassen. Technisch sei es möglich, sagt Geiß: „Solche Fabriken gibt es in den USA bereits.“ Ein PET-Hersteller habe bereits vertraglich zugesichert, in Europa ein Weiterverarbeitungswerk zu bauen, sobald dessen Auslastung gesichert sei.

Neu an den APR-Plänen ist weiter, daß die Mineralwasser-Hersteller freiwillig ein Pfand einführen wollen. Damit sollen zwei Probleme auf einmal erledigt werden: Anders als bei dem Plastikmüll, der vom Dualen System in Containern gesammelt wird, sei das PET automatisch völlig sortenrein. Zugleich könnten sich die Hersteller die Gebühren für den Grünen Punkt sparen, weil sie die Flaschen selbst recyceln. Besonders werbewirksam dürfte das geringe Gewicht der PET-Flaschen sein. Darin sieht Gunda Rachut von der Beratungsfirma Cyclos das eigentliche Problem, daß nämlich „große Hersteller ihr Wasser über weite Strecken transportieren.“ Das führe zu einem umweltpolitisch unerwünschten Steigen der Lkw- Transporte. Und wahrscheinlich auch zu einer Unternehmenskonzentration. „Kleinere Firmen, die heute noch den Markt prägen, werden allmählich verdrängt.“