■ Linsen Soufflé
: Wenn Dollars Regie führen

Hollywood zittert. Und zwar vor dem neuen Studio des inzwischen „Geffenberg-Trio“ genannten Dream Teams Jeffrey Katzenberg, Steven Spielberg und David Geffen. Immer neue Nachrichten und Gerüchte machen sich in den Mineralwasserbars der Yuppies breit und sorgen für wohlige Schauer. Angeblich hat das Trio schon die Verhandlungen wegen eines Studiogeländes in Playa del Rey abgeschlossen. Damit würde die neue Traumfabrik ganz in der Nähe des Geländes liegen, wo der geniale Unternehmer Howard Hughes einst ins Filmgeschäft eingestiegen war. Den größten Schock erlebten die alten Major- Studios (und damit auch die Japaner) aber, als letzte Woche bekannt wurde, daß Microsoft-Chef Bill Gates plane, sich dem Dream Team anzuschließen. Laut Forbes Magazine führt Gates die Liste der 400 reichsten Menschen der Welt an. Sein Nettovermögen soll sich auf unvorstellbare 9,35 Milliarden Dollar belaufen. Es heißt, er hätte die Mittel jedes Studio kaufen zu können. Wenn er jetzt aber bei Spielberg, Katzenberg und Geffen mit einsteigt, wird ein Multimedia-Studio mit Film- und Fernsehproduktionen, Computerspielen und -programmen, Daten-Highways usw. geschaffen, das die nächsten dreißig, vierzig Jahre an der Spitze der Industrie stehen wird und alle anderen verdammt klein aussehen läßt.

Und wie sieht's in unseren deutschen Landen aus? Gar nicht mal so schlecht! Hollywood kommt nach Babelsberg, jawohl! Mit der Produktion des Fernsehpilotfilms „High Command“ ist Babelsberg endlich mal ein interessanter und lukrativer Coup geglückt: die Zusammenarbeit mit Paramount, einem der ganz großen amerikanischen Major-Studios. „High Command“ ist eine Coproduktion zwischen der Paramount-Tochter Wilshire Court und der Ufa Babelsberg. Es handelt sich um ein zweistündiges Science-fiction-Spektakel um eine junge Raumschiff-Crew, so eine Art Teenage-Star-Trek. Das Konzept soll Grundlage für eine TV-Weltraumserie sein. Wenn alles glattgeht, das heißt, wenn die Teenies auf das Zeug anspringen, soll die komplette Serie in Babelsberg produziert werden. Aber das ist zunächst noch Zukunftsmusik. Auf jeden Fall beginnen die Dreharbeiten zu dem TV-Pilot Mitte Februar, die Produktionskosten belaufen sich auf für amerikanische Verhältnisse lächerliche drei Millionen Dollar. Alles wird in Babelsberg gemacht, von den Entwürfen mit hauseigenen Filmarchitekten, den Studiobauten bis hin zu den Special effects. Vielleicht hat die Paramount sich ja an die ruhmreiche Vergangenheit des deutschen Studios erinnert, als sie ihr Weltraummärchen konzipierten. Denn gerade in Babelsberg hat der Science-fiction-Film schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. War es doch Fritz Lang, der in den 20er Jahren mit „Metropolis“ und „Die Frau im Mond“ das SciFi-Genre maßgeblich prägte und den Grundstein für den phantastischen Film legte. Doch wenn wir jetzt wieder ganz klein, mit einem billigen Fernsehfilmchen starten müssen, so haben wir das durchaus verdient. Allzu lange haben alle deutschen Filmschaffenden gepennt und große Unterhaltung als etwas Unanständiges angesehen. kweg