piwik no script img

■ Das PortraitBeate Scheffler

Aus. Vorbei. Nicht mal für Platz 16 ließen sie ihr eine Chance. Abgestraft! Vom eigenen Parteitag vor die Landtagstür gesetzt. Von Beate Scheffler möchten sich die Grünen NRWs nicht länger in Düsseldorf vertreten wissen. Für dieses Signal sind wir dankbar. Es sagt mehr über den Zustand der NRW- Grünen aus als jede wissenschaftliche Studie. Ja, diese Frau ist tatsächlich eine Zumutung für ein Milieu, in dem längst der Reflex die Reflexion ersetzt hat. So nachhaltig wie die 42jährige Lehrerin und Mutter dreier Kinder hat niemand in der Partei den linken Volkszorn mobilisiert.

Am vergangenen Wochenende präsentierten die linksalternativen Wahrheitsbesitzer der Pädagogin für ihre selbstkritischen Töne zur antiautoritären Erziehung die Rechnung. „Grober Unfug“, „gefährlicher Unsinn“, so waren sie einst über die Abgeordnete hergefallen, weil die gewagt hatte, nach der Verantwortung der 68er-Pädagogen-Generation für zunehmend rechte Gesinnung von Jugendlichen zu fragen. Ihr entscheidender Satz: „Wir haben unsere Erziehungsziele nicht erreicht. Statt der mündigen, sozial und ökologisch engagierten, politisch motivierten Jugend

Abgestrafte Kritikerin der antiautoritären Erziehung Foto: taz-Archiv

hat unsere Erziehung eine Spezies hervorgebracht, die zum überwiegenden Teil egozentrisch, konsumorientiert und im schlimmsten Falle sogar gewalttätig und fremdenfeindlich ist.“

Inzwischen weiß zwar jeder Zeitungsleser, daß bei linken Eltern und linken Lehrern durchaus auch rechte Schüler rauskommen können, aber die selbstkritische Diskussion darüber wird bei Grünen gnadenlos bestraft – nicht unter Mandatsverlust. Ihren FraktionskollegInnen Brigitte Schumann, Marianne Hürten, Daniel Kreutz und Manfred Busch, die durch Schefflers „schwarzen Text“ seinerzeit eine „ganze grün-alternative LehrerInnen- und Elterngeneration“ beleidigt sahen, lohnte die Partei ihre Standfestigkeit mit sicheren Listenplätzen.

Daß Scheffler auch noch zusammen mit SPD- und CDU-Abgeordneten eine überparteiliche „Werteinitiative“ ins Leben rief, überforderte endgültig die linksgrüne Parteiseele. Dieser Sieg des Parteisoldatentums, könnte den Grünen insgesamt indes teuer zu stehen kommen. Es gibt nämlich eine ganze Anzahl von Wählern, die angesichts des deprimierenden politischen Personals bei den Altparteien auf die Grünen hofften – gerade wegen Menschen wie Beate Scheffler. Walter Jakobs

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen