Asyl für Schwulen

■ Rumäne darf in England bleiben

London (taz) – Großbritannien hat einem ehemaligen rumänischen Soldaten Asyl gewährt, weil er schwul ist. Das Innenministerium hatte die Asylbewerbung zunächst abgelehnt, weil „homosexuelle Männer und Frauen nach dem englischen Gesetz keiner bestimmten sozialen Gruppe“ angehören, wie es das internationale Asylrecht vorschreibe.

Dem widersprach das Berufungstribunal der Einwanderungsbehörde: Es gebe keinen Zweifel, sagte der Sprecher, daß „Homosexuelle als deutlich abgegrenzte Gruppe in Rumänien behandelt“ würden. Der Soldat hatte vor dem Tribunal ausgesagt, daß er mit einer Gefängnisstrafe rechnen müßte, sollte er nach Rumänien abgeschoben werden. Sein Partner sei in Bukarest verhaftet, verhört und gefoltert worden.

Mit ihrer Entscheidung hat die Behörde erstmals anerkannt, daß Homosexuellen aufgrund „wohlbegründeter Angst vor Verfolgung“ das Recht auf Asyl zustehe. Innenminister Michael Howard hat noch nicht entschieden, ob er Berufung einlegen wird. Ein Sprecher bestritt, daß es sich um einen Präzedenzfall handle. „Jeder Asylantrag wird nach eigenen Gesichtspunkten entschieden“, betonte er. Mike Watson von der Schwulen- Organisation Stonewall sagte: „Das ist eine wichtige Entscheidung, denn sie beinhaltet die Anerkennung, daß Homosexualität unveränderlich ist.“

Bosnische Flüchtlinge haben in Großbritannien dagegen schlechte Karten. Von den 7.590 Asylbewerbungen in diesem Jahr sind bisher 370 bearbeitet worden. In nur fünf Fällen waren die Anträge erfolgreich. Da die meisten Flüchtlinge mit – zum Teil auf dem Schwarzmarkt erworbenen – kroatischen Pässen eingereist waren, teilte ihnen die Einwanderungsbehörde mit, daß sie „unter dem Schutz der Republik Kroatien“ stünden. Ralf Sotscheck