Klarstellung

■ betr.: „Wenn die Eltern zweimal klingeln“, taz vom 10.12.94

In seinem Beitrag arbeitet Uwe Rada die Versuche von Familienangehörigen, die Identität ihrer Aids-Toten im nachhinein auszulöschen oder zu verbiegen, damit sie in ihre genormte Vorstellungswelt paßt, plastisch heraus. Eine Fülle weiterer unrühmlicher Beispiele könnte diese Tendenz belegen.

Durch eine Ungenauigkeit im Text ist der Eindruck entstanden, die Berliner Aids-Hilfe habe einen Sponsor-Vertrag mit einem Bestattungsunternehmen abgeschlossen. Eine solche Vereinbarung hat aber der Dachverband der regionalen und lokalen Aids-Hilfen, die ebenfalls in Berlin ansässige Deutsche Aids-Hilfe (DAH), getroffen. Die ihr zufließenden Mittel setzt die DAH zur Konzeptionierung bundesweiter Angehörigenarbeit ein.

Die Berliner Aids-Hilfe (BAH) ist vielmehr seit nunmehr drei Jahren Nutznießer des Socialsponsorings durch die Softwarefirma PSI/AG für Prozeßsteuerungs- und Informationssysteme. Dieses schon in der Unternehmenskultur der PSI verankerte Engagement erlaubt es der Berliner Aids-Hilfe, den von Aids Betroffenen eine Vielzahl von Begegnungs- und Erholungsangeboten zu machen, die im Rahmen der staatlichen Finanzierung nicht möglich sind. Genannt seien hier nur das wöchentliche „Regenbogenfrühstück“, regelmäßige Patientenausflüge in die Umgebung Berlins und die sorgfältig vorbereiteten Krankenreisen mit ärztlicher Betreuung, die zweimal im Jahr stattfinden können.

Die allgemein wachsende Bereitschaft von Firmen, auch für soziale Projekte als Sponsor aufzutreten, wird derzeit noch gebremst durch eine überkommene Steuergesetzgebung: Fast die Hälfte der 450.000 DM, die die PSI der Berliner Aids-Hilfe pro Jahr zur Verfügung stellt, soll der BAH – nach dem jetzigen Stand der Dinge – in Form von Steuern wieder abgenommen und den Betroffenen damit vorenthalten werden. Jürgen Vetter, Öffentlichkeitsarbeit Berliner Aids-Hilfe e.V.