Hochseilakt über dem Neptunbrunnen

■ Rahmenprogramm des Senats für den Weltklimagipfel 1995 in Berlin kostet sechs Millionen Mark / Eispyramide soll schmelzen / Schwimmende Kontinente im Lietzensee

Mit einem Balanceakt auf einem 600 Meter langen Hochseil und einer riesigen Pyramide aus Eis soll während der Berliner Weltklimakonferenz im Frühjahr auf die katastrophalen Folgen der Umweltverschmutzung aufmerksam gemacht werden. Das sechs Millionen Mark teure Rahmenprogramm für die Nachfolgekonferenz des Umweltgipfels von Rio de Janeiro zwischen dem 28. März und dem 7. April, das gestern vom Senat vorgestellt wurde, sieht darüber hinaus weitere publikumswirksame Aktionen vor.

Das als Treibhauseffekt bekannte Ansteigen der Temperatur der Atmosphäre, soll gleich zweifach demonstriert werden: Einmal mit einer zwölf Meter hohen Pyramide aus Eis, die im Laufe der zehn Konferenztage langsam schmilzt, und mit einem Relief im Lietzensee nahe dem Tagungsort. Dort sollen die Kontinente „täglich ein Stück abgesenkt werden, um schließlich ganz zu versinken“. So werde die Überflutung weiter Landstriche symbolisiert, wie sie wegen des Treibhauseffekts, den deshalb schmelzenden Polen und dem damit verbundenen Anstieg der Weltmeere erwartet wird.

Eröffnet wird das Begleitprogramm am 26. März mit dem Hochseilakt „Klimabalance“. Dabei soll der Hochseilkünstler Alfredo Traber vom Fernsehturm in 70 Metern Höhe 600 Meter weit über den Neptunbrunnen bis zum Dom gegenüber dem Palast der Republik balancieren. Der Hochseilakt endet in etwa 50 Meter Höhe.

Verschiedene Volksmusikgruppen sollen während des Hochseilaktes auf die fünf Kontinente verweisen. Dem Neptunbrunnen soll eine durchsichtige Glocke als Symbol für Abgasnebel übergestülpt werden. Nach Darstellung des Senats soll mit Klimabalance „die Gratwanderung der Menschheit zwischen technischer Weiterentwicklung und fortschreitender Umweltzerstörung versinnbildlicht werden“. Nur ein harmonisches, ausbalanciertes Miteinander dieser Kräfte könne den Absturz verhindern. Die Veranstalter rechnen mit 500.000 Zuschauern.

Geplant sind auch zahlreiche Ausstellungen, Konferenzen, eine internationale Klimaschutzmesse und ein 23 Kilometer langer Fahrradkorso. Der Senator für Stadtentwicklung, Volker Hassemer (CDU), wies den Vorwurf zurück, es wäre sinnvoller, das Geld für Umweltschutz statt für das Rahmenprogramm auszugeben. Mit Politik allein könnten die Menschen nicht erreicht werden, sagte er.

Der UN-Gipfel ist die erste Nachfolgekonferenz zu der 1992 in Rio von 166 Staaten unterzeichneten Klima-Rahmenkonvention. Es werden rund 1.500 offizielle Regierungsvertreter aus etwa 160 Staaten erwartet. AP