piwik no script img

Schaum vorm Mund

■ „Louisa's Choice“, ein Radio, das nicht über den Äther geht

„Früher war das anders. Aber wenn ich heute das Radio anschalte, habe ich das Gefühl, daß der Hörer vescheissert wird“, schimpft Louisa Venske. Die Hörspielautorin und Moderatorin bei OK-Radio und bei Radio FFN kennt die Sender von innen. Jetzt schlägt sie mit einer Sendung der eigenen Art zurück: Louisa's Choice heißt ihre Performance, die während einer Deutschland-Tournee einmalig am Montag in Hamburg gezeigt wird.

Gemeinsam mit ihrem Partner, dem Musiker George Kochbek, unternimmt sie eine zweistündige Multimedia-Reise durch Video-Installationen und Verkehrsnachrichten, Geräuscheinblendungen und Gastro-Tips, Auslandsberichte und allerlei Dada. Hauptsächliche Frage dabei: Was macht ein Moderator, wenn er nicht moderiert?

George Kochbek alias Moderator sitzt an seinem Arbeitsplatz. Im Hintergrund erläutert eine Männerstimme leise aus dem Äther, wie man ein Huhn zerlegt. Dazwischen platzt eine typische Hörspiel-Stimme, tief und getragen: „Jetzt stand der Schaum schon allen vor dem Mund“. Der Moderator schmiert ungeniert weiter an seinem Brötchen und drückt beim Reinbeissen genüßlich die Einblend-Taste: „Ein schauriger Anblick“. Und gleich darauf frotzelt Frank Zappa: „Jazz is not dead. It just smells funny“.

Louisa Venske nimmt den Funk aufs Korn. Aber sie läßt den Zuhörern auch Raum zum Nachdenken, wenn die Nachrichten wieder reingehauen haben. Und die Pop-Musik, halb live und halb playback, ist nicht nur ironisch gemeint. Sängerin Venske: „Unterhaltungsmusik muß nicht schlecht sein. Sie kann auch die Phantasie anregen und Gefühle transportieren“. Quod erat demonstrandum.

Gabriele Wittmann

Montag, Foyer im Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, 20 Uhr, Eintritt 20 Mark

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen