Standbild
: Pfuscher in Blau

■ "Die Redaktion"

„Die Redaktion“, Donnerstag, 22 Uhr, RTL 2

Endlich. Das Fernsehen plündert seine letzten Heiligtümer. Bislang glaubten wir immer noch an den Mythos, „die Redaktion“ sei so etwas wie das Herzstück einer jeden journalistischen Einrichtung. Nun wissen wir es besser: Angeführt von einem sogenannten Redaktionsleiter (Schnodderschnauze Steinhöfel) rottet sich in der „Redaktion“ eine Truppe sogenannter Reporter zu einem verbalen Showcatchen zusammen. Im bläulichen Nivea-Licht erstrahlen die fotogenen Gesichter. Wenn die Reporter sprechen, dann nur in knappen Leadsätzen. Ihre Laptops haben sie ständig aufgeklappt neben sich. Das also sind sie: diese jungen, agilen Medienprofis, die für eine gute Stange Geld jeden Haufen Scheiße zu einem bunten Stück Fernsehen machen.

Reporter Markus hat sich mal in der Klapse umgeguckt: „Triebtäter hinter Gittern“. Die Kamera hält auf die Gesichter der Insassen. Einer davon darf sogar ein paar Sätze sagen. Denn: „Täter sind auch Opfer.“ Auch Redakteur Reinhold steht für ein brisantes Thema ein: „Pelze–Luxus–Quälereien“. Eine zusammengeschüttelte Bilderstrecke aus der Münchner Fußgängerzone. Nackte Tierschützer, dazu ein paar Agenturbilder und Straßeninterviews. Schnipp! das war's.

Reginas „Story“ heißt „Pfuscher in Weiß“. Wenn sie bei einem ihrer Aufsager dem schwerstbehinderten Fabian („beschmiert die Wände mit Kot“) gute-Laune-mäßig das Ärmchen schüttelt, dann ist „Die Redaktion“ bei sich selbst angekommen. Hier spielt eine Truppe von groß gewordenen Medien-Kids Journalismus und filmt sich dabei. Das Fernsehen demontiert sich selbst. Nächstes Projekt: „Die Intendanz“. Martin Muser