piwik no script img

Freie Fahrt: nicht bei Hitze

■ Bundesrat will bundesweite Fahrverbote bei Sommersmog

Bonn (dpa/taz) – Die Bundesratsmitglieder träumten von wärmeren Zeiten. Wenn erst wieder die Sonne kräftig scheint und gemeinsam mit den Schadstoffen in der Luft den Ozonsmog zum Wallen bringt, soll die Regierung nicht länger tatenlos zusehen. Vom Sommer 1995 an sollen auf Basis einer bundesweiten Ozonverordnung großräumige Verkehrsbeschränkungen verhängt werden. Fahrverbote drohen allerdings nur den katalysatorlosen Autos sowie Motorrädern und Diesel-Pkw ohne Schadstoffilter.

Einen entsprechenden Gesetzesantrag hatten Hessen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland eingebracht. „Da die Bundesregierung bei dem Problem die Hände in den Schoß legt, müssen wir über den Bundesrat aktiv werden“, meinte der saarländische Umweltminister, Willy Leonhardt. Gestern zeichnete sich im Bundesrat bei der ersten Beratung große Übereinstimmung ab. Offen blieb noch, ab welchen Ozonwerten die freie Fahrt der Bürger eingeschränkt werden soll. Bislang gelten als Warnwert 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Zusätzlich könnte die Industrie verpflichtet werden, bei Sommersmog den Ausstoß der Ozonvorläufersubstanzen wie Stickoxide und Kohlenwasserstoffe herabzusetzen, schlug NRW-Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) vor. Hauptverursacher sei allerdings der Kfz-Verkehr, der 70 Prozent der Belastung mit Stickoxiden und 50 Prozent der flüchtigen organischen Verbindungen verursache.

Bundesumweltministerin Angela Merkel sagte, sie sei durchaus für „richtige“ Maßnahmen gegen Sommersmog. Zum Beispiel müsse man die Bewertung der Ergebnisse der Ozonmeßstellen besser regeln. Im Prinzip sei sie sogar für gewisse verkehrsbeschränkende Maßnahmen im Bedarfsfall. Ein allgemeines Tempolimit lehnt sie aber eisern ab. Ungeachtet der guten Erfahrungen, die vor allem Hessen im vergangenen Sommer mit Fahrbeschränkungen machte, meint sie, daß es die Ozonkonzentration so gut wie nicht beeinflusse. lieb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen