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: Großer Fritz, was nun?

■ "Die Brüder"

„Die Brüder“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF

„Mein Bruder will alles werden“, muffelt Elmar Wepper alias Peter Thaler, „ich bin da ein bißchen aus der Art geschlagen.“ Wie wahr! Hat Bruder Fritz nicht alles erreicht? Nach einem fulminanten Start im legendären Film- klassiker „Cabaret“ und einem kurzen Gastspiel bei Meisterkommissar Erik Ode, nutzte Wepper die Chance seines Lebens – und wurde als „Derrick“- Assistent Harry Klein zur Legende. Der kleine Elmar dagegen mußte all die Jahre sein Schauspieltalent immer wieder mit der Darstellung mittelmäßiger Streifenpolizisten und dumdreist-verliebter Bayern in Hamburg vergeuden – so ungerecht kann das Leben sein!

So viel Undank der Besetzungsbüros konnte aber wohl auch Felix Huby nicht mehr ertragen, und so schickte der Erfolgsautor die beiden ungleichen Brüder nun in ein ultimatives TV-Duell: Mann gegen Mann kämpften Elmar und Fritz Wepper am Samstag in „Die Brüder“ um ihr darstellerisches Renommee. Unwichtig, worum der Krimiplot sich eigentlich drehte, banal die Kritik, daß sich die mafiosen Verstrickungen nach einem verschleppten Start allzu leicht entknoten ließen.

Hier interessierten allein die wenigen Takes, in denen der ehrgeizige Oberstaatsanwalt Christoph (Fritz Wepper) und sein mißratener Bruder, der Kriminalkommissar [sic!] Peter, ihr ungleiches Schaufechten austrugen. Und während man, kaum war der große Fritz im Bild, auf das unvermeidliche „Ich fahr schon mal vor, Stephan“ wartete, zeigte der kleine Elmar, wie man gebrochene, weil versoffene Helden telegen ins Bild setzt: Mit tiefen Augenrändern und vernuscheltem bayrischem Idiom schlich und schluckte er sich über die 90minütige Sendestrecke, parierte den großen Bruder, wo immer es ging, hatte dramatische Auftritte und leise Abgänge, zeigte große Gefühle und kleine Schwächen, Trinkfestigkeit und Erdverbundenheit.

Da wurde der große Fritz ganz blaß hinter seiner Designerbrille: Was würde Horst Tappert wohl zu diesem Desaster sagen? Hatte Bruder Elmar nicht schon einmal seinen Stuhl im Münchner Polizeirevier von Erik Ode übernommen? Würde Herbert Reinecker ihn nun wieder aus dem „Derrick“ schreiben? Aber Brüder müssen ja bekanntlich zusammenhalten. Und so quittiert Peter Thaler am Ende des Films seinen Dienst. Harry darf weitermachen. Huby sei Dank. klab