Wir lassen spielen
: „Steh'n zu Borussia“

■ Gladbach attackiert den Spielemarkt und verteidigt per Kondom

Eigentlich hat die Borussia aus Möchengladbach ihre Freunde zum unvermeidlichen Weihnachtsfest ja schon überreichlich beglückt – 23:11 Punkte, Tabellenrang 3, diverse Vertragsverlängerungen liegen als verfrühte Xmas-Geschenke auf dem Gabentisch. Aber da vor des Heilands Wiegenfeste Herzen und Portemonnaies bekanntlich offen sind, haben die Borussen-Merchandiser ein putziges Präsent nachgeschoben: Deutschlands fohlenfreundlichstes Brettspiel.

Erfreulich offen und ehrlich ist man, was Preis (69 Mark) und Niveau des „12 for Borussia“ geheißenen Spiels angeht: „Durch teilweise anspruchsvolle Fragen bleibt das Spiel interessant und spannend“, heißt es schonungslos in der Spielanleitung. Auf einem recht dürftig designten Parcours, den bis zu vier Spieler rund um das bekannte Borussen-B würfelnd und potentiell allwissend beackern müssen, wird nach Trivial- Pursuit-Muster am Ende gekrönt, wer nach Beantwortung internationaler, nationaler und spezifisch Mönchengladbacher Fußballfragen ein zwölfköpfiges Borussen-All-Star-Team nebst Coach zusammenhat.

Manche Fragen sind lustig (Wer sagte: „Für eine Million hätte ich mir lieber einen Van Gogh als einen Van Gool gekauft?“ – Fortuna Kölns Jean Löring), manche lächerlich („Wie heißt die Frau von Lothar Matthäus?“), die meisten prima („Was war der größte Aprilscherz des ZDF?“ – Elton John steigt mit 15 Millionen Mark bei Borussia ein). Mitunter peinlich wird's dagegen, wirft man genauere Blicke auf die Spielerkarten, aus denen letztlich ein komplettes Team entstehen soll – da häufen sich die Pannen, was den echten Borussen-Freund schmerzt. Herbert Wimmer, zum Beispiel, trat nach seiner Gladbacher Zeit keineswegs vom Sport zurück, sondern ein weiteres Jahr bei seinem Stammverein Borussia Brand vors runde Leder. Luggi Müller beschloß nicht bei Hertha BSC seine Fußballerlaufbahn, sondern beim heimatlichen FC Haßfurt. Hartwig Bleidick stieß mitnichten vom VfR Büttgen zur Borussia, er kam vom Soester SV. Egon Milder begann nicht am Bökelberg die Balltreterei, sondern bei SuS Kaiserau und dem VfL Bochum.

Alle jenen, die weder das nötige Kleingeld noch rechten Spaß an solchen Spielen haben, sei alternativ eine besondere und dazu billige Borussen- Devotionalie ans Herz oder sonstwohin gelegt. Da auch an wonnigen Weihnachtsabenden „ein Griff zum Borussen-Kondom die beste Verteidigung“ (Eigenwerbung) ist, gibt's beim Gladbacher Souvenir-Versand für nur fünf Mark eine doppelt- bestückte Präser-Packung der vielsagenden Marke „Wir steh'n zu Borussia“. Holger Jenrich