Berlin bei Babelsberg

■ SFB und ORB beginnen ihre Schaukämpfe um eine Zusammenlegung

Daß der ORB sich eine Fusion mit dem SFB wünscht, möglichst als Neugründung und ohne Altlasten, ist nicht neu. Jetzt hat Intendant Hansjürgen Rosenbauer aber mal die Katze aus dem Sack gelassen. Von den maximal 1.500 Mitarbeitern sollten, so schrieb er in ein Positionspapier namens „Strategien einer öffentlich-rechtlichen Zukunft“ 600 vom ORB (der gerade so viele hat) und 900 vom SFB kommen (der dann rund 400 entlassen müßte). Gefreut hat den hochverschuldeten Hauptstadtsender auch, daß Rosenbauer den künftigen Sender nach Potsdam- Babelsberg verlegen und ihn „Ostdeutschen Rundfunk“ (ODR) nennen will.

Der amtierende SFB-Intendant, Fernsehdirektor Horst Schättle, reagierte prompt und stilvoll. Man habe selber auch Vorstellungen zur Fusion der Sender, „die allerdings aus Stilgründen zunächst einmal mit dem ORB besprochen werden sollten“. Und sein Engagement für Berlin als Senderstandort umschrieb Schättle so: „Der Hessische Rundfunk hat seinen Sitz auch nicht in Wiesbaden, sondern in der kulturellen und ökonomischen Metropole Hessens, nämlich in Frankfurt.“ Und schließlich sehe der SFB auch „eine wichtige Weichenstellung in der Frage, ob und wann es zu einem gemeinsamen Bundesland kommt“.

Die Diskussion um die Zusammenlegung von ARD-Anstalten hatte Ende November der Intendant des MDR, Udo Reiter, ausgelöst: sechs anstelle von elf Sendern seien genug. Bis dato war es unter den Intendanten Usus gewesen, in Schättlescher Manier der Politik den Schwarzen Peter zuzuschieben. MR