Die Warteschleife von Morsleben

■ Geochemiker sieht keine Gefährdung des Atomlagers

Berlin (taz) – Die rot-grüne Koalitionsvereinbarung in Sachsen- Anhalt klang noch relativ optimistisch. Man werde dem Endlager Morsleben Auflagen für die Sicherheit machen und eventuell sogar die Betriebsgenehmigung widerrufen, legten beide Parteien darin fest. Doch für die bündnisgrüne Umweltministerin Heidrun Heidecke ist es wieder ein bißchen schwieriger geworden, das einzige Endlager für radioaktiven Müll in der Bundesrepublik zu schließen.

Gestern nämlich präsentierte der Geochemiker Albert Herrmann sein Gutachten, das die Gefahren des laufenden Betriebs in Morsleben einschätzen soll. Das Ergebnis seiner Studie: „Kein Nachweis einer Gefährdung durch Lösungsvorkommen“ – gemeint ist, daß angeblich keine Gefahr besteht, daß eindringendes Wasser den Salzstock gefährdet oder Radioaktivität ins Grundwasser gelangt.

Das Umweltministerium sieht deshalb im Moment keine Chance, die Betriebsgenehmigung zu widerrufen. Trotzdem bleibe man bei der kritischen Position, erklärte der Umweltstaatssekretär Wolfram König. Der Nachweis der Langzeitsicherheit von Morsleben stehe schließlich noch aus.

Während König seine kritische Tatenlosigkeit erklärte, blockierten etwa 30 Demonstranten eine Zufahrtsstraße zum Atommüll- Lager. Drei Container mit radioaktivem Müll, bereits der dritte Transport in dieser Woche, fahren nun nach Polizeiangaben Warteschleifen. Felix Berth