Gastfreundschaft auf Kölner Art

■ Paß vergessen: Schwarzer 24 Stunden in Polizeigewahrsam

Köln/Berlin (taz) – Einen Nachmittag, eine Nacht und auch noch den darauffolgenden Nachmittag mußte Darral Wayne Charles aus den USA in einer Gefängniszelle verbringen, nur weil er in Amsterdam seinen Paß vergessen hatte. Der schwarze US-Drehbuchautor war fünf Tage vor Weihnachten mit der Bahn von Amsterdam nach Köln gereist. In der Gepäckhalle kamen Polizisten auf ihn zu und wollten seien Paß sehen. Charles kramte in den Taschen und fand ihn nicht. Vergessen, bei den Freunden in Amsterdam.

Die Polizisten zögerten nicht lange, nahmen den 35jährigen mit auf die Wache der Bahnpolizei und durchsuchten ihn. „Wir suchen nach Drogen und Sie sind Afrikaner“, haben sie gesagt, berichtet Charles dem Kölner Stadtanzeiger. So etwas haben meine Kollegen nie gesagt, dementiert Gruppenleiter Gasser von der Bahnpolizei auf Nachfrage der taz. „Das wäre ja diskriminierend.“ Es habe ein „Verdacht des illegalen Aufenthalts“ vorgelegen. Außerdem habe sich Charles „nicht sehr kooperativ“ verhalten. Er habe nicht gesagt, daß ein Freund, der ihn hätte identifizieren können, ihn abholen wollte.

Vom Bahnhofsbüro der Polizei wurde Charles zum Präsidium gebracht. Dort mußte er sich im Beisein mehrerer Beamter mehrmals ausziehen und wurde durchsucht. „Dreimal nahmen die Beamten Fingerabdrücke. Als ich mich zum dritten Mal ausziehen mußte, kam ich mir vor wie ein Tier im Zoo, weil mindestens vier oder fünf Leute im Zimmer ein und ausgingen“, beklagt sich Charles im Stadtanzeiger. Zudem sollen die Beamten ihn auf dem Weg zur Zelle geschubst haben.

Auch diese Vorwürfe werden von der Polizei bestritten. Charles sei lediglich bei der Festnahme und bevor er in die Zelle gebracht wurde, durchsucht worden. So sei das übliche Verfahren. Weil Charles aber „sehr aufbrausend“ gewesen sein soll, sei er „nicht besonders höflich“ behandelt worden. Auf dem Präsidium war er auch gefragt worden, ob er schwul sei. „Der Kollege fragte das, um plausibel nachvollziehen zu können, ob seine Angaben stimmen“, meint dazu der Polizeisprecher. Das Verfahren sei mit der städtischen Ausländerbehörde abgestimmt.

Weil ihm gesagt wurde, die US- Botschaft in Bonn könne seine Identität nicht rasch genug klären, mußte Charles einen Freund in Amsterdam bitten, ihm den vergessenen Paß aufs Präsidium zu bringen. Erst dann ließen die Beamten ihn frei. Auf die Idee, die Amsterdamer Kollegen um Amtshilfe zu bitten, kam keiner der Kölner Polizisten. Darral Wayne Charles hatte danach die Nase voll von Deutschland und reiste sofort ab. roga