Molotowcocktail ist „keine große Sache“

■ Anschlag auf jüdisches Bethaus

Straßburg (taz) – In der Nacht zu Dienstag haben unbekannte Täter einen Molotowcocktail gegen ein jüdisches Bethaus im Straßburger Vorort Bischheim geworfen. Dabei entstand Sachschaden. Antisemitische Symbole sind am Tatort nicht gefunden worden.

Obwohl es in der letzten Zeit häufiger Anschläge auf jüdische Friedhöfe oder andere Einrichtungen der jüdischen Gemeinde gegeben hat, möchte niemand den Vorfall wichtig nehmen. Letzten Sommer wurden im Elsaß wiederholt jüdische Friedhöfe geschändet. Bereits vor einem Jahr wurde gegen das gleiche Bethaus ein Molotowcocktail geworfen. Damals waren die Täter Jugendliche. Im November wurde die Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum in einer Pariser Vorstadt verwüstet. An Weihnachten mißglückte ein Anschlag auf die Synagoge in Lyon.

In Straßburg möchte jedoch niemand den Vorfall im Zusammenhang mit Antisemitismus deuten. Der Rabbi des Bethauses sagte gegenüber der taz, das es sich um „keine große Sache“ handele, daß es „überhaupt nichts sei“. Es würde sich um einen dummen Jungenstreich handeln, den man weiter nicht beachten solle. Die Tatsache, daß zweimal in der Woche Menschen in diesem Haus beten, die bei Anschlägen gefärdet werden könnten, beunruhigt ihn nicht. Der Vorort Bischheim sei eben ein „schwieriges Viertel“ mit den „üblichen Problemen, wie einer hohen Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen“. Auch der Rat der jüdischen Gemeinde will den Vorfall nicht überbewerten und sucht die Motive in der sozialen Situation der Bewohner. Ein Mitarbeiter meinte, daß der Anschlag eventuell im Zusammenhang mit dem wachsenden Islamismus stehen könnte. Ganz sicher ist sich die Staatsanwaltschaft: „Die Täter sind Jugendliche, die sich langweilen. Es gibt keinen rassistischen Hintergrund.“ Die Täter aber hat man noch nicht. Ermittelt wird unterdessen wegen Sachbeschädigung. Kerstin Schweizer